Kunst offen zog Hoyerswerdaer und Gäste an


von Tageblatt-Redaktion

Anne Friedland hat Gefallen an Beate Schiemanns Schachbrett-Stuhl gefunden
Anne Friedland hat Gefallen an Beate Schiemanns Schachbrett-Stuhl gefunden

Stühle sind zum Sitzen da – aber eben nicht nur

Da freute sich die 47-jährige Beate Schiemann doch sehr: Einer der ersten Besucher griff, nach einem kurzen Blick auf den Stuhl, zur Geldbörse, gab Beate Schiemann 60 Euro und kaufte eines ihrer ausgefallen gestalteten Sitzmöbel – einen Musikstuhl, dessen Lehne sich als Gitarrenkorpus zeigte, dem der Instrumenten-Hals entwuchs und der unter der Sitzfläche eine Trommel vertäut hatte.
Dieser Musikstuhl gehörte zu den Sitzgelegenheiten, die Beate Schiemann am Pfingstwochenende auf dem Gartengelände der Bergener Schrotholzscheune ausgestellt hatte. Die Teilnahme an der diesjährigen landesweiten Aktion „Kunst offen in Sachsen“ sei natürlich eine herausragende Gelegenheit, auch gleich einige ihrer Sitzmöbel verkaufen zu können. Was sie allerdings manchmal nicht verstehe, verriet sie, sei, dass ihre Werke dann „meist in den Wohnungen als Staubfänger herumstehen“. Dabei seien das doch Möbel, die man nutzen könne! Zum Sitzen selbstverständlich; was denn sonst!
Aber wer die im Garten ausgestellten Stücke betrachtete, einen Stuhl im Zebra-Look oder einen mit Fischernetzen verzierten, der kann nachvollziehen, dass man derartige Kunstwerke nicht einfach nur deshalb erwirbt, um die Zahl der Sitzgelegenheiten in der heimischen Wohnung zu mehren. Fast ist man in diesem Fall geneigt zu sagen: Beate Schiemanns Sitzmöbel sind viel zu schade, um sich einfach nur draufzusetzen.
Als Beate Schiemann, die bis zur Wende als Bleiglasschleiferin in Weißwasser arbeitete, vor zwölf Jahren damit begann, Gegenstände künstlerisch umzugestalten, zeigte sich rasch, „dass ich meine Ideen am besten bei Sitzmöbeln umsetzen kann“, so die 47-Jährige, die in der Wassenburg bei Hoyerswerda lebt.
Es sind ganz normale Stühle die sie bearbeitet; „Altmöbel“, gefunden in Schulen oder Küchen. Ein Großteil der bisher etwa 130 gefertigten Stühle seien Auftragsarbeiten gewesen. Leben könne sie von dieser Kunst aber leider noch nicht, meint Beate Schiemann, die einen Ein-Euro-Job in Hoyerswerda hat. Ein kleines Zubrot sei ihre Kunst. Die ihr wichtig ist, denn „so kann ich mich wunderbar ausleben“.

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Kunst, geschaffen mit der Kettensäge

Seine Holzskulpturen faszinieren den Betrachter schon seit mehr als zehn Jahren. Was nicht nur daran liegt, dass Peter Scholte-Reh jemand ist, der viele Motive unkonventionell umsetzt. Die Faszination für seine Holzarbeiten rührt auch daher, dass er diese Kunstwerke mit einem Gegenstand schafft, der nicht unbedingt zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen gehört: der Kettensäge. In Sachsen und Brandenburg gebe es wohl nur ein Dutzend Menschen, die sich auf diese Art und Weise ihren Lebensunterhalt finanzierten.
Einige seiner Skulpturen konnte man sich am Pfingst-Wochenende auf seinem weitläufigen Grundstück in Wiednitz-Heide anschauen. Denn auch in diesem Jahr beteiligte sich der 49-Jährige wieder an der landesweiten Aktion „Kunst offen in Sachsen“. Dabei liegen Haus, Werkstatt und Garten gar nicht auf sächsischem Terrain. „Wir leben im südöstlichsten Zipfel von Brandenburg“, so der frühere Landwirt und Tischler. Die Grenze zwischen den beiden Bundesländern führe an seinem Haus vorbei.
Rund 100 Besucher waren es, die an den drei Tagen, an denen auch zahlreiche andere Künstler im Freistaat ihre Ateliers geöffnet hatten, bei ihm reinschauten. Freunde und Bekannte waren darunter, aber auch etliche, die neugierig waren, wissen wollten, wie solche Skulpturen entstehen, welches Material er benutzt. Vorzugsweise nehme er da Eichen und Robinien. Der Grund: „Die lassen sich am besten bearbeiten“. Pro Jahr benötige er bis zu sechs Eichenstämme, erzählt der im Oderbruch zur Welt gekommene Scholte-Reh. Auf eine Kunstrichtung sei er nicht festgelegt, meint der Wiednitzer, der sich als „künstlerischen Autodidakt“ sieht.
Einer, der natürlich immer offen für die Wünsche der Kundschaft sei. Mitunter legt er die Kettensäge aber aus der Hand, greift er zum Pinsel. Im vergangenen Winter malte er Motorräder, für einen Biker-Shop in Cottbus. Eine Auftragsarbeit; eine, die ihm jedoch viel Spaß bereitete. Schließlich ist er ja in seiner freien Zeit auch gerne mit seinem Motorrad unterwegs. Und wer weiß, vielleicht steht ja demnächst in seinem Garten ein Bike, aus Holz selbstverständlich.

 



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