In diesem Gasthaus wird seit 300 Jahren eingeschenkt


von Hoyte24 News

Foto: Mirko Kolodziej

Neustadt/Spree. Bestellt man heute im Wirtshaus Zum Hammer ein Bier, wird einfach der Zapfhahn bedient – so, wie es hier Eberhard Holz tut, der Ehemann von Inhaberin Ruth Holz. Einst jedoch war das Recht, Bier zu verkaufen und auszuschenken, ein Privileg, das vom Landesherrn an Orte oder Personen verliehen wurde. Und weil das im Hammer genau 300 Jahre her ist, meinte am Sonntag eine Besucherin der Jubiläumsveranstaltung: „Das ist ja ein richtiges kleines Dorffest“.

In der Tat kamen Gäste aus allen Spreetaler Ortsteilen, um Familie Holz zu gratulieren, mit ihr zu feiern, ein Stück Kuchen zu essen, ein Bier zu trinken oder dem Programm zu lauschen, das das Orchester Lausitzer Braunkohle mitgebracht hatte. Zu verdanken war die Feier im Grunde Hanne-Lore Krautz. Als sie vor mehr als zwei Jahrzehnten für die umfängliche Dorfchronik recherchierte, stieß sie auch auf das Jahr 1725, wobei der älteste bekannte Nachweis für die Gastwirtschaft sogar aus dem 17. Jahrhundert herrührt.

Foto: Horst Kruscha

„Ein freyer Schank, der Herrschaft zugehörig als zinspflichtiger Würth Adam Jäckel..“ wird ein Eintrag aus alten Annalen im heutigen Flyer von Wirtshaus und Pension Zum Hammer wiedergegeben: „Es handelt sich dabei um einen Ahnen unserer Familie, von welchem wohl die frühere Bezeichnung Jäckel’sche Schänke abgeleitet wurde." Spätere Inhaber waren zum Beispiel Christian Lohr oder Christian Knote. Und so gab es am Sonntag auch einen Gast, der Ruth und Eberhard Holz’s Tochter Franziska Wels mit den Worten gratulierte, ohne Knotes gehe es nicht.

Es war 1990 als Ruth Holz die Wirtschaft von ihrer Mutter übernahm. Fünf Jahre später wurde abgerissen und neu gebaut. In der kleinen Festschrift zum 300ten steht, über die Generationen sei das Gasthaus auch Lebenswerk, Berufung und oft ein harter Prüfstein gewesen:

Jede Epoche hatte ihre eigenen Herausforderungen: Kriege, wirtschaftliche Notzeiten, gesellschaftliche Umbrüche, Modernisierungsdruck und zuletzt die Pandemie. Doch mit Durchhaltevermögen, Leidenschaft und einem tiefen Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Ahnen, den Gästen und diesem Ort haben sie – und wir – alle Aufgaben gemeistert.

Foto: Mirko Kolodziej

Im Hammer sind heute fünf Menschen permanent tätig; dazu kommen nach Bedarf Aushilfen aus dem Ort. Neben der Gaststätte bietet die Pension zehn Doppelzimmer, drei Einzelzimmer sowie eine Ferienwohnung. Zu den Gästen gehören Radtouristen ebenso wie Monteure aus Boxberg oder Schwarze Pumpe. Und mit den unmittelbaren Nachbarn von der Sorbenscheune – Neustadt hat das Novum, dass zwei Gasthäuser direkt nebeneinander stehen - spricht man sich wegen der Ruhetage ab. Seit der Eintragung der Schankrechte ins Grundbuch ist also jede Menge passiert; hier sei, heißt es von der Inhaber-Familie, Geschichte geschrieben und weitergegeben worden.

Mirko Kolodziej

Foto: Mirko Kolodziej
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Kommentare zum Artikel:

Franziska Wels schrieb am

Vielen Dank für diesen schönen Artikel und die tollen Bilder!

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