Hoyerswerda spielt eine entscheidende Rolle für das Seenland


von Tageblatt-Redaktion

Hoert die Signale - Landrat Michael Harig ist mit einer Glocke fuer den Kreistag ausgestattet - Signale gibt es von ihm auch fuer den Kreis
Hoert die Signale - Landrat Michael Harig ist mit einer Glocke fuer den Kreistag ausgestattet - Signale gibt es von ihm auch fuer den Kreis

Verwaltungs-Chefs aus dem Landkreis und dem Altkreis Hoyerswerda im Gespräch. Heute: Landrat Michael Harig (CDU).

 

Herr Landrat Harig – bitte ziehen Sie ein kurzes Fazit des Jahres 2010 zur „Wechselwirkung“ von Hoyerswerda (Stadt) und Bautzen (Landkreis).
Hoyerswerda ist und bleibt eine der größten und wichtigsten Städte im Landkreis. Daran ändert auch der Bevölkerungs-Rückgang nichts. Die Stadt nimmt wichtige Funktionen für ihr ländliches Umfeld war. Das wird sich künftig noch verstärken.


Was war Ihr Positiv- und was Ihr Negativ-Erlebnis 2010?
Das Positivste: Unser fünftes Enkelkind wurde gesund geboren. Negativ war ein Unfall, der mir Rippen, Hüft- und Beckenfrakturen bescherte. Es ist aber alles gut überstanden.


Apropos gut überstanden: Wie werden wir den Doppelhaushalt 2011/12 überstehen: lässt er Spielräume für Wünsche – oder muss in gemeindliche Etats mit mehr Spar-Aufforderungen eingegriffen werden?
Der Haushalt ist ausgeglichen. Die Kreisumlage (27,6% 2011/ 28,7 % 2010, d.A.) ist nahezu die niedrigste im Freistaat. 2011/12 werden wir rund 50 Millionen Euro in Schulen und Straßen investieren. Kultur- und Sozialleistungen sind nicht von Kürzungen betroffen. Wir und die Gemeinden müssen dennoch sparen. Wir werden weniger und älter. Wir dürfen uns nur so viel leisten, wie die nachfolgenden Generationen tragen können.


Sparen konkret: Ergeben sich Abstriche an Wunschvorhaben wie der Sanierung der Braugasse 1 in Hoyerswerda?
Hoyerswerda muss seine Einrichtungen der veränderten Einwohnersituation anpassen. Die Braugasse 1 kann ob ihrer zentralen Lage und städtebaulichen Bedeutung durch eine mögliche Konzentration soziokultureller Angebote wichtiges Element dieses Anpassungsprozesses sein.


Gibt es Bewegung in Sachen Schülerverkehr zwischen Spremberg (Brandenburg) und Hoyerswerda (Sachsen), wo ja der neue Spree-Neiße- (SPN-) Landrat Harald Altekrüger (CDU) Mitte 2010 Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte?
Es gab ein einvernehmliches Gespräch mit Herrn Landrat Altekrüger. Der Landkreis SPN hat Interesse, sein eigenes Schulnetz zu stabilisieren. Der Landkreis Bautzen wird Schülerbeförderungskosten für Brandenburger Schüler nicht übernehmen können, ohne anderswo Abstriche zu machen.


Heftige Kritik gibt es aus Hoyerswerda an der Abfallsatzung. Ist es denkbar, zum Hoyerswerdaer Modell (Ident- und Wägesystem) zurückzukehren?
Die neue Abfallwirtschaftssatzung im Landkreis Bautzen war notwendig, um für den Gesamtkreis einheitliche Regelungen zu schaffen. Darüber hinaus musste ein Gebührenausgleich geschaffen werden. Der Kreistag hat entschieden, im Landkreis Bautzen einheitlich auf ein reines Identsystem umzustellen. Die Einführung des Ident- und Wägesystems für den gesamten Landkreis hätte zu erheblicher Kostensteigerung geführt und war mit den bestehenden Entsorgungsverträgen nicht vereinbar. Über eine künftige Einführung wird der Kreistag frühestens mit der Neuvergabe von Entsorgungsleistungen im Jahre 2014 entscheiden.


Was ist aus der „Arbeitsgruppe Nord“, die sich um die Nordgemeinden wie Spreetal und die Elsterheide kümmern sollte, beziehungsweise deren Nachfolger(n) geworden?
Mit der Gründung der Koordinierungsgruppe für das Lausitzer Seenland unter Leitung von Frau Landrätin a. D. Petra Kockert wurde die Arbeitsgruppe Nord aufgelöst. Parallel dazu hat die Arbeitsgruppe LAGE den Staffelstab von der LISA übernommen. Im Landratsamt Bautzen ist weiterhin Robert Widera als Seenlandbeauftragter tätig.


Welche Chancen geben Sie dem Lausitzer Seenland nach den nicht gerade imagefördernden Rutschungen des Jahres 2010?
Die Entwicklung des Seenlandes ist eines der anspruchvollsten und wichtigsten Projekte für den Landkreis Bautzen. Die Stadt Hoyerswerda spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ich denke nicht, dass uns die Rutschung im Image nachhaltig geschädigt hat. Natürlich müssen wir erkennen, dass der Mensch die Natur nur bedingt beherrschen kann. Gemeinsam mit der LMBV, dem Sächsischen Oberbergamt und weiteren Beteiligten werden wir diskutieren, wie künftige Nutzungsmöglichkeiten im Seenland diesen Anforderungen gerecht werden können. Darin sehe ich durchaus Chancen, auch für künftige Investoren mehr Sicherheit zu erhalten.


Was ist zukunftsträchtig in Hoyerswerda?                                                              Hoyerswerda profiliert sich als Standort der Bildung und für kreative junge Menschen. Der Stadtumbau muss konsequent fortgeführt werden. Hier wurde in der Vergangenheit schon Beachtliches geleistet. Damit die Hoffnung wächst, muss auch der wirtschaftliche Auf- und Umbau weitergeführt werden. Darüber hinaus spielt die Stadt eine Schlüsselrolle für die Umlandgemeinden und ist Nahtstelle zu Brandenburg – auch hieraus ergeben sich Perspektiven.


Wie gestaltet sich die Zukunft kommunaler Kultureinrichtungen wie der Hoyerswerdaer Lausitzhalle angesichts der Sparzwänge des Kulturraums Oberlausitz/Niederschlesien?
Die Lausitzhalle ist eine Einrichtung der Stadt. Insofern kann ich als Landrat zu deren Entwicklung nichts sagen. Ich hoffe und wünsche mir, dass das kulturelle Angebot der Lausitzhalle als eine der wichtigsten Kultureinrichtungen im Nordlandkreis erhalten bleibt.


Würden Sie weitere kommunale Zusammenschlüsse im Altkreis Hoyerswerda befürworten – und wenn ja, welche?
Kommunale Zusammenschlüsse sind Gebot der Zeit, sofern Identitäten erhalten und die Menschen einbezogen werden. Mir sind Gespräche zwischen Wiednitz und Bernsdorf, Königsbrück, Neukirch und Laußnitz sowie Lohsa und Spreetal bekannt. Auch Wittichenau und Oßling diskutieren Varianten.


Wie geht es weiter mit der Energiefabrik Knappenrode, nachdem der Ãœbergabetermin an den Kreis geplatzt ist?
Der Übergabetermin ist nicht geplatzt! Der offizielle Übergabetermin am 9. Dezember wurde kurzfristig wegen der winterlichen Straßenverhältnisse verschoben. Die entsprechenden Beschlüsse hat der Kreistag gefasst. Die Übergabe-Urkunden sind unterzeichnet. Es geht also alles weiter wie geplant.


Nochmal zurück zum Persönlichen: Haben Sie einen Lieblingsplatz im Kreis Bautzen?
Natürlich mein Zuhause in Crostau. Von unserem Hausberg, den Kälbersteinen, kann ich bei gutem Wetter bis Schwarze Pumpe und Boxberg sehen.


Was ist das Beste an Hoyerswerda – der Zug nach Bautzen?
Die Beste an Hoyerswerda sind die Menschen selbst. Deren Bodenständigkeit und Verbundenheit, Hartnäckigkeit, die gelebten Traditionen. Ich finde es bemerkenswert, wie die Stadt den Wandel von Kohle-und-Energie- zum Tourismus-, Handels-, Gesundheits- und Dienstleistungszentrum vollzieht.


Hat der Landrat Gute Vorsätze für 2011 gefasst?
Dienstlich möchte ich das gute Verhältnis zu den Städten und Gemeinden ausbauen. Es muss gelingen, den Prognosen, die nahezu auf allen Gebieten von Rückgängen ausgehen, etwas entgegen zu setzen. Das Private will ich dabei nicht aus den Augen verlieren.


Welches Resümee würden Sie gerne am 31. 12. 2011 ziehen?
2011 war ein erfolgreiches Jahr. Die Arbeitslosigkeit ist weiter zurückgegangen. Zunehmend werden wieder Menschen auf die Region aufmerksam, die einst weggegangen sind oder sich als Fremde vom Wohnwert und den Perspektiven überzeugen ließen. Das Seenland verzeichnet einen Anstieg der Übernachtungs- und Gästezahlen. Es ist gelungen, den Autobahnzubringer Hoyerswerda als vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan zu etablieren.

Gespräch: Uwe Jordan

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ZUM TAGE

Uwe Jordan über zwei heute beginnende Serien zur Jahreswende

Kleine Wunder
höchst erwünscht

Eigentlich ändert sich mit dem Jahreswechsel nicht wirklich etwas im Leben. Genau so wenig wie nach Geburtstagen oder anderweitigen Jubiläen. Dennoch: Der Mensch liebt es, seine Zeit in Abschnitte einzuteilen, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, was er künftig besser machen könnte – auch wenn das oft nichts wird. Aber er gibt die Hoffnung nicht auf, und das ist ja auch schon was.
Eben darum beginnen wir heute mit unseren Jahresrückblicken. Mit dem, was sich an unserer Meinung nach Wichtigem 2010 in Stadt und Kreis ereignet hat (siehe Seite 16) und den Jahresend-Interviews mit Kommunalpolitikern, in denen es auch um einen Blick nach 2011 geht. Den Anfang macht (siehe Seite 22) Landrat Michael Harig.
Vielleicht heben Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich diese Rück- und Vorschau-Interviews auf, um ein Jahr später nachzuschlagen; zu sehen, was aus dem Gewolltem geworden ist. Wir haben ja vom Landrat sogar ein Resümee per 31.12.2011 erbeten. Zwar ist zu zweifeln an einer neuen Märchenzeit, in der das Wünschen hilft – aber ab und an geschehen doch Wunder. Ein, zwei kleine (Braugasse 1, Autobahnzubringer) täten schon gut.

 



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