Eine Luftfahrt wie zu Montgolfiers Zeiten


von Tageblatt-Redaktion

Das bringt den Ballon nach oben - der Propangasbrenner erhitzt die Luft in der Hülle auf knapp 90 Grad Celsius.
Das bringt den Ballon nach oben - der Propangasbrenner erhitzt die Luft in der Hülle auf knapp 90 Grad Celsius.

Exakt eine Stunde und eine Minute schwebte die knallrote 23-Meter-Durchmesser-Kugel am Himmel, gestartet am Hoyerswerdaer Lausitz-Center, 19 Kilometer stracks nach Süden, ehe sie kurz vor Sonnenuntergang auf einer Wiese an der Verbindungsstraße Doberschütz – Horka zur butterweichen Landung ansetzte. Sieben Passagiere hatten in Höhen zwischen 70 und 750 Metern unvergessliche Ausblicke auf Stadt und Landkreis und konnten nur staunen, wie grün und wasserreich, wie schön unsere Region ist.

Die Ballonfahrer hatten bei einem Spiel des REWE-Marktes im Hoyerswerdaer Lausitz-Center diese einmalige Luftreise gewonnen und konnten so ihre Heimat in Augenschein nehmen, wie es von keinem Flugzeug oder Hubschrauber und schon gar nicht vom Boden aus möglich ist. Denn das langsame Schweben in geringer Höhe gestattet optischen Genuss pur – und abgesehen vom kleinen dumpfen Knall, mit dem der Propangasbrenner zündet, der die Luftfüllung des Ballons nachwärmt und dem Fahrzeug Auftrieb verleiht, ist es dort oben so still, dass man selbst auf 750 Metern Höhe noch die Hunde am Boden bellen hört. Und Wind verspürt man auch nicht – man bewegt sich ja genau in und mit ihm.

Ballonpilot Lutz Fraske wusste außerdem Interessantes zu berichten: Ballons steigen nur am Morgen oder Abend auf – Thermik ist Gift für sie, denn ihr Höhenprinzip besteht ja darin, dass die knapp 100 º Celsius heiße Luft in der Hülle dank des Temperaturgefälles zur Außenluft Auftrieb hat. Auch, dass nur im Hellen gefahren werden darf, ist schlüssig: Ballons landen „nach Sicht“, und wenn Hochspannungsleitungen oder andere Hindernisse vom Dunkel verschluckt werden, kann das fatalste Folgen haben. Das Erstaunlichste aber: Fraske, seit zehn Jahren im Geschäft und seither etwa 800 Mal mit Passagieren aufgestiegen (und stets wohlbehalten wieder gelandet), bekannte, er habe anderwärts „panische Höhen-Angst“ – nur im ruhigen Ballon eben nicht.

Nach der Landung gab’s noch die Ballonfahrer-Taufe, verbunden mit einer Lektion Geschichte: Am 21. November 1783 stieg erstmals ein von den Brüdern Montgolfier gebauter Ballon in Paris mit Menschen an Bord (pardon: Korb!) in die Lüfte. König Ludwig XVI. hatte bestimmt, dass das Privileg, in den Himmel aufzusteigen, nur Adligen zukäme – da aber kein Blaublüter Mut genug hatte, musste Ihre Majestät die zwei Freiwilligen, Bürgerliche, kurzerhand adeln – und seither wird jede Erst-Ballonfahrt der Novizen, so auch hier, mit einer Adels-Taufe abgeschlossen. Dabei gilt’s, dem Feuer ein paar Haare zu opfern; gelöscht wird mit Sekt, und der Lohn ist die Aufnahme in den Stand der Ballonfahrer.

www.ballonteam-leipzig.de



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