Der ganz normale Wahnsinn
Hoyerswerda. Am Freitagabend gastierte Dietmar Wischmeyer mit seinem neuen Programm „Vorspeise zum Jüngsten Gericht“ in der Lausitzhalle, die restlos ausverkauft war. Da trieb Wischmeyer, der seit 1991 als Satiriker auftritt, den rund 900 Menschen zwei Stunden lang Lachtränen in die Augen. Wischmeyer vollführte zwischen Bürotisch, Gartenpforte und Filmleinwand einen fliegenden Themen- und Rollenwechsel, zeichnete ein Sittenbild der Gegenwart als eine Art wohligen Grusel vor einer nicht mehr allzufernen Zukunft, vor der so mancher die Augen verschließt.
Wischmeyer konfrontierte das Publikum mit Fragen, wie das mal sein wird, wenn ein Pflegeroboter einen Blasenkatheter durch den Harnleiter schiebt oder wenn uns „Lieferando“ den Fertigfraß aus okkulten Schmurgelküchen liefert. Soll so unsere Zukunft aussehen? Unternehmer, Landwirte, Pastorinnen, Rentner, Politiker – der ganz normale Bestand an Insassen dieser Republik erzählt in Wischmeyers Worten vom Verschwinden der gewohnten Lebenswelt. Wie wandlungsfähig er sein kann, zeigte der Satiriker, als er in die Rolle eines westfälischen Schlachthof-Betreibers schlüpfte, der osteuropäische Leiharbeiter rüde antreibt und gleichzeitig die Vorzüge seiner „vollautomatischen Schlachtung“ preist.
Wischmeyer, das wurde an diesem Abend in der Lausitzhalle wieder einmal deutlich, hat zu wirklich jedem Thema eine Meinung. Seine knallharte Satire kam beim gut aufgelegten Publikum bestens an. Das zeigte der fast nicht enden wollende Beifall am Schluss seines Auftritts. (red)
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