Das Vermächtnis am Sonja Peak erfüllt


von Tageblatt-Redaktion

Joachim Mietsch gab dem bis dato unbenannten, 6 339 Meter hohen Gipfel in Nepal am Ende der Welt den Namen seiner verstorbenen Frau.
Joachim Mietsch gab dem bis dato unbenannten, 6 339 Meter hohen Gipfel in Nepal am Ende der Welt den Namen seiner verstorbenen Frau.

Sonja – das war 33 glückliche Jahre lang die Frau an der Seite von Joachim Mietsch. Am 17. Dezember 2008 starb sie bei einem tragischen Verkehrsunfall. Mietsch erfüllt mit der Bergtour 2009 und dem daraus entstandenen Buch „Bergbesessen“ ein selbst auferlegtes Vermächtnis. Wir sprachen mit dem Sollschwitzer, der als erster Lausitzer Sorbe einen Achttausender bezwungen hat.

Achim, Dein erstes Buch, „Kopfstand“, das auch Deinen Achttausender-Sieg 2006 am Gasherbrum II beschreibt, war ein überaus fröhliches. Titel, Foto, Inhalt – alles atmet Glück ...
Ja, das war das schönste Jahr meines Lebens. Ein Sabbath- (Frei-) Jahr, in dem so gut wie alles gelang. Eben darum habe ich wieder freie Tage für ein zweites solches Jahr aufgespart – 2008/2009.

Aber das wurde dann das ganze Gegenteil des ersten.
Glück lässt sich nicht festhalten, nicht wiederholen, nicht organisieren. Das musste ich erfahren. Alle vier Touren, die ich in diesem Zeitraum unternahm, endeten, wenn man so will, ergebnislos. Der Pik Karl Marx in Tadshikistan blieb mir ebenso verschlossen wie der Satopanth in Indien, der Tukuche Peak in Nepal und der chinesische Muztagh Ata, vor dem die Gruppe im Schnee stecken blieb. Das alles war natürlich enttäuschend, aber der Tod meiner Frau war eine Katastrophe, die sich mit nichts vergleichen lässt. Das ist etwas Endgültiges.

Trotzdem bist Du 2009 wieder „an den Berg“ gegangen. Bist Du wirklich „bergbesessen“, wie der Titel Deines neuen, zweiten Buches den Leser glauben machen will?
Lass mich bitte zuerst noch einmal nach 2008 zurückkehren. Damals, nach dem Tod meiner Sonja, habe ich mir geschworen, dreierlei für sie zu tun: einen unbekannten Berg besteigen und ihr widmen, im Garten das Kreuz aufstellen, das sie sich schon immer dort gewünscht hatte – und ein Buch schreiben. Das wollte, das musste ich unbedingt tun. Nicht, um eine „Schuld“ abzuarbeiten, wie mancher gemutmaßt hat, weil Sonja bei meinen ganz großen Bergtouren allein zu Hause war. Wir haben unwahrscheinlich viel zusammen erlebt, sehr intensiv gelebt, und Sonja war mit mir auch ein paar Mal unten in den Gebieten der ganz hohen Berge. Sie kannte das und sie hat meine Leidenschaft verstanden. Und so waren diese drei Dinge, die ich genannt habe, ein Vermächtnis ...

... das Du erfüllt hast.
Mit Gottes Hilfe. Am 29. April 2009 gelang es mir, in Nepal, in einer ganz weltabgeschiedenen Ecke, einen unbestiegenen und namenlosen Sechstausender zu besteigen, dem ich, nach traditionellem „Bergrecht“, den Namen gegeben habe, den er unbedingt tragen sollte: „Sonja Peak“. In unserem Garten steht heute eine Betsäule – und das Buch: Du siehst ja.

Nun aber doch die Frage: Bist Du „bergbesessen“?
Nein. Bergverliebt; das ja. „Bergsucht und Heimweh“ hatte mir als Titel vorgeschwebt; mit einem Bild, das mich ganz verloren und ziemlich am Ende der Kräfte auf dem Gipfel des „Sonja Peak“ zeigt. Aber mein Verleger wollte „Bergbesessen“, und er wollte auch dieses andere Bild. Da der Mann ein absoluter Profi ist und ein Glücksfall für mich, dem ich sehr dankbar bin, habe ich mich seinem Rat gebeugt.

Inwiefern Glücksfall?
Bei meinem ersten und auch bei diesem Buch hat er mir als einziger Verleger Konditionen zugestanden, zu denen ich das Buch machen konnte. Andere wollten von mir 20 000 Euro Vorkasse – das hätte ich weder gekonnt noch gewollt.

Was wird nach „Bergbesessen“?
Das Buch hat mir sehr, sehr geholfen, dieses schlimmste Jahr meines Lebens zu überstehen. Es ist zugleich ein Schlussstrich, den ich ziehen konnte, nur mit ihm so ziehen konnte. Ich möchte ein neues Leben anfangen, will nicht allein bleiben. Einen Achttausender – das muss ich nicht mehr haben; das ist nur Stress. Ich möchte künftig Touren in ganz vergessenen, verlassenen Gebieten unternehmen; Menschen, Kulturen und Landschaften kennenlernen, die nur sehr wenige kennen. Wenn da ein Fünf- oder Sechstausender „am Wege“ liegt, den man mitnehmen kann – gut. Aber es muss nicht sein. Klettern kann ich auch in den Alpen.

Hast Du schon konkrete Pläne?
Im Herbst 2011 möchte ich für drei Wochen in den Himalaya, in solch eine vermeintlich „leere“ Gegend.

Wo liegt die Herausforderung?
Sie ist vor allem mentaler Art. Dort ist man ganz auf sich gestellt – anders als auf den viel begangenen Routen an den Achttausendern. Diese Abgeschiedenheit reizt mich.

Joachim Mietsch – Signierstunde „Bergbesessen“: Lausitz-Center Hoyerswerda// 18. Dezember, 10 bis 12 Uhr (Thalia-Buchhandlung)



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Kommentare zum Artikel:

Jürgen Seidel schrieb am

Hallo Achim habe Dein 1. Buch voller Begeisterung gelesen ( Kopfstand) und nun bin ich fast schon mit den 2. Buch fertig aber es macht mich schon sehr traurig durch den Verlust , deiner lieben Frau Sonja es hat mich wirklich sehr berührt. Ich wohne nun schon seit 14 Jahren in Brandenburg / Beelitz und meine Heimat ist die Oberlausitz/ Großschönau. Dieses Jahr habe ich am 19.12. 13 das große Glück mit meinen Eltern ihre Diamantene Hochzeit zu feiern. Ich wünsche Dir und deiner ganzen Familie ein schönes Weihnachtsfest und ein neues Jahr 2014 und vielleicht erscheint auch noch ein drittes Buch von Dir. Deine liebe Sonja wird immer bei deinen Touren an deiner Seite sein aber das weist Du ja selber am Besten. Es grüßt Dich aus Beelitz ein Oberlausitzer.

Jürgen Seidel schrieb am

Hallo Achim habe Dein 1. Buch voller Begeisterung gelesen ( Kopfstand) und nun bin ich fast schon mit den 2. Buch fertig aber es macht mich schon sehr traurig durch den Verlust , deiner lieben Frau Sonja es hat mich wirklich sehr berührt. Ich wohne nun schon seit 14 Jahren in Brandenburg / Beelitz und meine Heimat ist die Oberlausitz/ Großschönau. Dieses Jahr habe ich am 19.12. 13 das große Glück mit meinen Eltern ihre Diamantene Hochzeit zu feiern. Ich wünsche Dir und deiner ganzen Familie ein schönes Weihnachtsfest und ein neues Jahr 2014 und vielleicht erscheint auch noch ein drittes Buch von Dir. Deine liebe Sonja wird immer bei deinen Touren an deiner Seite sein aber das weist Du ja selber am Besten. Es grüßt Dich aus Beelitz ein Oberlausitzer.

Joachim Mietsch schrieb am

Hallo lieber Achim,

ich bin ein entfernter Verwandter von dem Oberlausitzer Joachim Mietsch und trage den gleichen Vornamen. In meiner Internetrecherche bin ich auf Dich und Deine Bücher gestoßen und muß schon sagen, dass ich sehr stolz bin, Dich in meiner Verwandtschaft zu haben. Sehr gerne würde ich Dich einmal auf einer Deiner Touren begleiten und würde mich freuen, demnächst einmal persönlich wieder von Dir zu hören. Bei Interesse melde Dich doch einfach mal bei mir. Meine Telefonnummer wäre die 07172-2029026. Besuch mich doch mal auf meiner Internetseite unter www.detektei-stern.eu

Nun wünsche ich Euch allen nachträglich noch ein gutes neues Jahr und hoffe, dass alles Eure Wünsche in Erfüllung gehen werden.

Ein schöner Gruß aus dem württembergischen Lorch sendet Euch allen,

Euer Joachim Mietsch

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