Bevor das Handelskonzept beschlossen wird...


von Hoyte24 News

Bevor das Handelskonzept beschlossen wird...
Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. So sieht's aus, wenn der Stadtrat einhellig einem Beschlussvorschlag zustimmt. Vor vier Wochen bei einer Sondersitzung kam es in einem konkreten Fall nicht so weit. Vorlage 0148-I-25 sah eigentlich vor, ein 140-Seiten-Dokument zu billigen:

Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die große Kreisstadt Hoyerswerda i. d. F. vom 23.04.2025 wird beschlossen.

Jedoch wurde, bevor es dazu kommen konnte, mehrheitlich eine Petition angenommen, das Papier zur Einsichtnahme für jedermann öffentlich auszulegen, was nun bis zum 13. August auch geschieht. Das Bürgerbündnis Aktives Hoyerswerda, das über vier Ratssitze verfügt, nimmt dies nun zum Anlass für eine öffentliche Veranstaltung.

Für Mittwoch der kommenden Woche, also den 30. Juli, wird zum Bürgerdialog ins Zuse-Computermuseum eingeladen. Beginn ist um 18 Uhr. In der Einladung heißt es:

Weil das neue Einzelhandelskonzept über bauleitplanerische Fragen im Konflikt zwischen dem Planvorhaben „Neue Kühnichter Heide“ im WK 9 einerseits und dem Planvorhaben im Treff-8-Center im WK 8 andererseits wichtige Entscheidungen trifft, wollen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern folgende Fragen besprechen und diskutieren: Brauchen wir ein neues Einkaufscenter in unserer Stadt? Und was wird aus dem Treff 8?

Aktives Hoyerswerda findet unter anderem, das Konzept sei unvollständig, weil das Vorhaben, im Treff 8 einen sogenannten Vollsortimenter anzusiedeln, in die Untersuchungen nicht einbezogen war. Es wird zudem ein Widerspruch zum Ende letzten Jahres vom Stadtrat beschlossenen Gesamtstädtischen und Regionalen Entwicklungskonzept gesehen:

(a) zu den demographischen Prognosen der Stadt, insbesondere zu den daraus entwickelten Szenarien 1 („Fortberechnung Status Quo“) und 2 („Stabilisierung Arbeitsmarkt“) (b) es bestärkt nicht das städteplanerische Prinzip der Stadtverdichtung, sondern begünstigt aus der Perspektive des Einzelhandels eine weitere städtische Zersplitterung. (c) es berücksichtigt nicht das städteplanerische Prinzip der Stabilisierung und Ertüchtigung vorhandener Infrastrukturen („Umbau vor Neubau“). Eine Qualifizierung bestehender Gebäudestrukturen für den Einzelhandel in der alten Kühnichter Heide wird zudem nicht in Betracht gezogen.

Ein erstes Einzelhandels- und Zentrenkonzept hatte der Stadtrat 2008 im Hinblick auf den damals diskutierten Bau des Einkaufszentrums gegenüber dem Zoo-Eingang beschlossen. Schon dabei ging es – wie jetzt wieder – um den Status einzelner Standorte, sprich die Größe und das Sortiment:

Die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche nimmt dabei eine wesentliche Bedeutung ein. Aus diesem Grund wurden die einzelnen zentralen Versorgungsbereiche intensiv diskutiert und den jeweiligen Erkenntnissen zwischen dem Gutachter, den betroffenen Händlern und der Stadtverwaltung angepasst.

Das 2008er Konzept wurde im April 2022 vom Stadtrat wieder aufgehoben – damals war der Öffentlichkeit nicht wirklich bekannt, warum; und wir von Hoyte24 spekulierten:

Hintergrund ist wohl die Absicht, hier im Karree Stauffenberg- / Scharnhorststraße neben neuen Wohnbauten auch neue Handelseinrichtungen anzusiedeln. Schon im Februar waren zahlreiche Bäume gefällt worden.

Das dazu Anfang vorigen Jahres vorgelegte, 143-seitige Einzelhandels- und Zentrenkonzept „Perspektiven der Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Hoyerswerda“ stieß dann auf viel Kritik, erstens seiner Aussagen wegen und zweitens, weil das verantwortliche Büro Dr. Lademann und Partner bereits vorher für das Projekt im WK IX gutachterlich tätig war.

So wurde im Februar 2024 das nun vorliegende Konzept in Auftrag gegeben. Erstellt wurde es durch die Beratungsfirmen BBE sowie Drees & Sommer. Darin heißt es unter anderem:

Die Stadt Hoyerswerda verfügt zum Stand 02.12.2024 über einen Einzelhandelsbesatz von insgesamt 193 Anbietern mit einer Gesamtverkaufsfläche von rd. 92.600 m², die einen Umsatz von ca. 312,7 Mio. € generieren.

Mit rund 2,95 m² Verkaufsfläche je Einwohner habe die Stadt „einen deutlich überdurchschnittlichen Verkaufsflächenbesatz“. In Sachsen liege diese Zahl bei 1,66 m², in Dresden bei 1,63 m² und in Görlitz bei 2,33 m². Bautzen jedoch sei mit 3,38 m² noch darüber. (red)

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Kommentare zum Artikel:

Nick Jantschke schrieb am

Sehr geehrte Redaktion,

wie bereits in den Kommentaren zum letzten Beitrag zu diesem Thema angemerkt wurde, fehlt leider auch in Ihrem aktuellen Artikel eine wichtige Einordnung:
Ein zentraler Aspekt wird aus dem Zusammenhang gerissen und dadurch missverständlich dargestellt.

So heißt es im Artikel:
„Mit rund 2,95 m² Verkaufsfläche je Einwohner habe die Stadt ‚einen deutlich überdurchschnittlichen Verkaufsflächenbesatz‘. In Sachsen liege diese Zahl bei 1,66 m², in Dresden bei 1,63 m² und in Görlitz bei 2,33 m². Bautzen jedoch sei mit 3,38 m² noch darüber. (red)“

Gerade solche isolierten Zahlenvergleiche waren für uns als CDU-Stadtratsfraktion ein Grund, einer Veröffentlichung des betreffenden Dokuments kritisch gegenüberzustehen. Ohne den passenden Kontext können wichtige Inhalte missverstanden oder falsch interpretiert werden – sei es unbeabsichtigt oder bewusst.

Ich selbst habe an zahlreichen öffentlichen und nichtöffentlichen Veranstaltungen zum Thema teilgenommen – stets war auch Herr Dr. Kollatz mit dabei. Er hat das Einzelhandelskonzept fachlich fundiert vorgestellt und alle Fragen dazu ausführlich beantwortet.

Besonders beim Thema „Überversorgung“ wurde stets ein entscheidender Punkt betont:
„Ja, betrachtet man nur die Zahlen, könnte man meinen, Hoyerswerda habe zu viel Verkaufsfläche. Aber: Hoyerswerda fungiert als sogenanntes Oberzentrum – das heißt, unsere Stadt hat eine Strahlkraft weit über ihre Grenzen hinaus. Vergleicht man uns mit anderen Oberzentren, liegen wir im Durchschnitt – keineswegs darüber.“

Das zeigt sich auch ganz praktisch: Unsere Märkte sind gut besucht und zu Stoßzeiten teilweise überfüllt, leere Supermärkte sind eher die Ausnahme – ein klarer Hinweis darauf, dass wir keineswegs im Bezug auf unsere Strahlkraft zu viel Verkaufsfläche haben.

Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Hoyerswerdaer die Gelegenheit nutzen und bei der kommenden Veranstaltung direkt ihre Fragen an Herrn Dr. Kollatz richten. So können wichtige Aussagen korrekt eingeordnet und sachlich erklärt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Nick Jantschke
Stadtrat, CDU-Fraktion

Olaf Winkler schrieb am

Lieber Nick Jantschke,
wenn Sie schon so auf die Korrektheit der Fakten pochen, sollten Sie aber wissen, dass Hoyerswerda KEIN Oberzentrum ist, sondern „arbeitsteiliger“ Bestandteil eines Oberzentren-Verbundes (gemeinsam mit Görlitz und Bautzen) ist.
Möglicherweise bringen Sie gerade ein weiteres noch zu ergänzendes Untersuchungs-Versäumnis ins Spiel, dass nämlich im neuen Handelskonzept diese funktionale Arbeitsteilung mit den beiden anderen Städten gar nicht betrachtet wurde. Auch sollte daran erinnert werden, dass das Projekt „Neue Kühnichter Heide“ nicht ausdrücklich befürwortet, sondern - unter bestimmten Voraussetzungen - für „verträglich“ gehalten wird.

Nick Jantschke schrieb am

Guten Abend, Herr Winkler,

wenn Sie meinen vorherigen Text aufmerksam gelesen hätten, wäre Ihnen sicher nicht entgangen, dass ich von „fungiert“ gesprochen habe – und nicht davon, dass Hoyerswerda ein Oberzentrum ist. Das ist ein Unterschied. Hoyerswerda übernimmt in Zusammenarbeit mit Bautzen und Görlitz die Funktion eines Oberzentrums im Verbund.

Wer an den vielen Veranstaltungen zu diesem Thema teilgenommen hat, weiß, wie wichtig Hoyerswerda in diesem Verbund ist. Das wurde auch erklärt. Leider scheint das bei Ihnen nicht anzukommen – stattdessen äußern Sie sich regelmäßig online auf eine Weise, die eher zur Verwirrung beiträgt. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Sie Ihre Fragen direkt an die zuständigen Stellen richten würden, statt sie von anderen übermitteln zu lassen.
Einen kritischen Blick zu haben ist immer gut, dass ist auch sehr wichtig. Nur erschleicht mich das Gefühl das es bei ihnen immer ein dagegen ist, dass finde ich sehr schade.

Damit auch andere Leserinnen und Leser den Zusammenhang besser verstehen, möchte ich es gern etwas erläutern:

Zwischen Cottbus, Bautzen und Dresden liegt Hoyerswerda zentral – etwa 100 Kilometer trennen diese Städte, und Hoyerswerda befindet sich in der Mitte. In einem Umkreis von etwa 50 Kilometern gibt es keine andere größere Stadt mit der Funktion eines Oberzentrums. Genau deshalb ist Hoyerswerda so wichtig für die Region: Es übernimmt zentrale Versorgungsfunktionen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Menschen anziehen – teilweise aus Entfernungen von über 25 Kilometern.

Diese Bedeutung zeigt sich nicht nur in der Verwaltungsstruktur, sondern auch in Einrichtungen wie der Lausitzhalle, dem Schwimmbad oder dem Kino. Sie haben eine Ausstrahlung, die unsere Stadt für Zugezogene, Touristinnen und Touristen wie auch für die gesamte Region attraktiv macht.
Dies werden sie mit Sicherheit unserer wunderschönen kleinen Stadt nicht aberkennen?

Ich hoffe, dass auch Herr Dr. Kollatz zu dem anstehenden Dialog eingeladen wurde – schließlich scheint die Veranstaltung durch „Aktives Hoyerswerda“ organisiert zu sein. Wird es darüber hinaus noch weitere Termine seitens der Stadt geben? Immerhin hatte die Stadt bereits angekündigt, selbst einzuladen. Diese Abstimmung würde mich interessieren.

Noch ein letzter Punkt zu Ihrer Anmerkung am Ende: Ich habe hier an keiner Stelle geschrieben, dass das Vorhaben „deutlich befürwortet“ wird. Das war nicht meine Aussage. Ein Einzelhandelskonzept bewertet in erster Linie die Verträglichkeit eines Vorhabens, sprich ist es verträglich ja oder nein. Wenn da nun ein Ja drin steht können Sie es nicht so negativ mit „grade mal verträglich“ darstellen. Das ist Unsinn und wäre eine einseitige Interpretation.
Viele Grüße
Nick Jantschke

Klaus-Dietmar Wittig schrieb am

Ich wundere mich über die verbissene Diskussion. Die Grundidee ist doch in Hoyerswerda ein neues modernes Wohngebiet zu schaffen um möglichst durch Zuzug junge Familien anzusiedeln (Arbeitsplätze entstehen hoffentlich im Umfeld).
Welche Stadt im Umfeld hat schon die Möglichkeit eine solche Fläche anzubieten.. Jetzt haben wir das Glück das ein Investor die gesamte Infrastruktur finanzieren will. Gleichzeitig will er einen neuen Einkaufsstandort errichten. Zwei renommierte Gutachten sehen keine Gefahr für die Stadt ! Warum wird das von "Laien" zerredet ?
Außerdem besteht durch einen weiteren Investor die Möglichkeit das "Treff 8-Center" zu optimieren. Muss da unbedingt ein weiterer "Vollsortimenter" rein ?
Der Argumentation von Herrn Biernath und Frau Baumeister kann ich nicht folgen, denn ich sehe das "neue Wohngebiet" eher als verbindendes Element zwischen "Grünewald-Passage" und WK IX und damit die Möglichkeit Lücken zu schließen.
Sollten wir lieber für den Abriss des "Hochhauses am Knie" eine Alternatividee entwickeln. Bitte nicht hundert öffentliche Veranstaltungen um neue Ideen zu zerreden. Bei der Vorstellung des zweiten Gutachtens gab es ja nur eine mäßige Bürgerbeteiligung (ich war übrigens da).
Zum Schluss möchte ich noch an die polemischen Debatten zum Einkaufcentrum am Tierpark erinnern. Ich bin froh, das die Stadträte sich damals nicht von der Hysterie beeinflussen lassen haben. Heute ist dieses Einkaufcentrum ein belebendes Element für unsere Altstadt. Anders Städte wären froh so etwas im Centrum zu haben.
Bitte denkt nach vorn und verhindert nicht möglich Investitionen.

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