Vierzig Jahre Glück im Hochhaus


von Tageblatt-Redaktion

Hausmeister Ronald Clauß und die Mieter Ruth Schnee, Eberhard Mühle sowie Erhard Bock lieben das Leben in ihrem Hochhaus Schweitzerstraße 9-11 in Hoyerswerda.
Hausmeister Ronald Clauß und die Mieter Ruth Schnee, Eberhard Mühle sowie Erhard Bock lieben das Leben in ihrem Hochhaus Schweitzerstraße 9-11 in Hoyerswerda.

Es gibt Tage, da kann Erhard Bock bis nach Liberec zum Ješted gucken. Das passiert zwar nicht allzu oft, aber in den vergangenen vierzig Jahren ist es ihm schon ein paar Mal geglückt. Erhard Bock liebt diesen Ausblick, er mag sein Hochhaus – die Albert-Schweitzer-Straße 9-11. Immerhin lebt er hier, seitdem es das Hochhaus gibt. Und noch dazu in der selben Wohnung.

Ruth Schnee gehört ebenfalls zu den 25 Mietern, die zum Erstbezug des Hochhauses gehören. Sie ist in der Zwischenzeit aber zweimal im Haus umgezogen. Als die Familie die ursprüngliche Vier-Raum-Wohnung nicht mehr brauchte, zog sie zunächst in eine Drei-Raum-Wohnung. Nun, im Alter, reicht eine Zwei-Raum-Wohnung. Ebenso wie Erhard Bock war sie wegen der Arbeit nach Hoyerswerda gekommen und wohnte zuerst in einer anderen Wohnung in der Neustadt. Sie liebten die großen, hellen Wohnungen mit Balkon und Fernwärme und Dusche im Bad. Das Wohnumfeld stimmt bis heute.

Lachend erinnert sich Ruth Schnee, wie 1970 zunächst nur die untersten drei Etagen des Hochhauses bezogen wurden, weil noch die Aufzüge fehlten. Nach zwei Monaten waren sie eingebaut und auch die restlichen acht Etagen konnten von den stolzen Mietern in Besitz genommen werden. Es war eine kinderreiche Zeit. Heute ist der über 60 Jahre alte Eberhard Mühle wohl der fünftjüngste Mieter im Block.

Er gehört zwar nicht zum Erstbezug des Hauses, dafür aber zum sechsköpfigen Vorbereitungs-Team für die Hochhaus-40-Jahr-Feier, die morgen stattfindet. Die ist nicht für Gäste von außerhalb gedacht, sondern als Hausfest. Ein Festbudget gibt es nicht. Man bekommt allerdings Unterstützung vom Vermieter und von Sponsoren. Um besser kalkulieren zu können, ging das Vorbereitungsteam von Haustür zu Haustür und verkaufte für fünf Euro Verzehrgutscheine. Eberhard Mühle war vom Zuspruch überrascht. „Knapp 100 der 120 Mieter haben zugesagt.“ Gefeiert wird im Festzelt, das dort aufgebaut wird, wo sonst immer das Sommerfest der LebensRäume stattfindet. Den Kuchen für die gemeinsame Kaffeetafel steuern die Mieter selber bei. Es gibt ein Programm. Natürlich wird gegrillt und am Abend getanzt.

Das bedeutet natürlich auch viel Arbeit für Hausmeister Ronald Clauß. Seit 1990 ist es sein Haus, seit 1996 wohnt er auch hier, betreut aber auch noch andere Gebäude. Vom Rest des Festkomitees gibt es reichlich Lob für seine Arbeit. Auch von Ruth Schnee, Sie war von 1971 bis 1985 selbst Hausmeisterin. In einer Zeit, als es auf den Verteilergängen noch die Müllschlucker gab, die unten in Tonnen mündeten, die zweimal pro Woche über den Schrägaufzug aus dem Keller gebracht werden mussten.

Die Müllschlucker gibt es nicht mehr. Ohnehin befindet sich das Hochhaus nicht mehr im Originalzustand. Augenscheinlichste Änderungen sind der angebaute Südtreff auf der Westseite des Gebäudes, der separate Eingang für das Mehrgenerationenhaus und der Außenaufzug an der Ostseite. Geschaffen für das seit 1997 hier ansässige Pflegeheim mit seinen 18 Plätzen. Aber das Leitungsnetz wurde nach der Wende komplett erneuert. Die LebensRäume-Genossenschaft stattete alle Bäder neu aus, wechselte die Fenster, investierte in Treppenhäuser und Korridore, natürlich auch in Wärmedämmung, Balkonverkleidungen und Fassade.

Dass diese Dinge geachtet und geschont werden, ist nicht unbedingt selbstverständlich. In der Schweitzer-Straße 9-11 schon. Und so wundert es auch kaum, dass freigewordene Wohnungen schnell einen Nachmieter finden. Leerstand gibt es hier nicht. Und das liegt nur zum Teil an der phantastischen Aussicht.



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