Verkehrserziehung mit neuen Mitteln


von Tageblatt-Redaktion

Hans Neumann ist der neue Vorsitzende der Verkehrswacht.
Hans Neumann ist der neue Vorsitzende der Verkehrswacht.

Noch heute ist ihm diese Geschichte ein wenig unangenehm. Weil der Hoyerswerdaer penibel darauf achtet, die Verkehrsregelneinzuhalten. Und weil „man ja auch in gewisser Weise eine Vorbildfunktion hat“, wie es der 57-jährige Hans Naumann beschreibt.

Aber nimmt die Schaden, wenn man auf der Autobahn die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit um einige Stundenkilometer überschreitet? So etwas gibt doch noch nicht einmal einen Kratzer am persönlichen Image. Oder? Hans Naumann muss lächeln. Aber es ist da mehr so ein Lächeln, das von Zurückhaltung geprägt ist. Man merkt das bei der kurzen Schilderung des Vorfalls schon noch, dass ihn das mit dem Ordnungsgeld, welches er damals bezahlen musste, immer noch wurmt. Auch wenn es nur zehn Euro waren und die, die ihn dafür zur Kasse baten, gewissermaßen Kollegen waren.

Denn Naumann ist Polizist in Hoyerswerda. Und nicht nur das, seit über 15 Jahren auch als Verkehrserzieher tätig. Dass er seit einem knappen halben Jahr der neue Vorsitzende der Hoyerswerdaer Verkehrswacht ist, dies haben bisher die wenigsten in der Stadt mitbekommen. Klar, bei Veranstaltungen wie den Verkehrssicherheitstagen oder dem Seniorenmobilitätstag fiel schon auf, dass da ein Uniformierter die Helfer der Verkehrswacht unterstützt. Dass die mit der hiesigen Polizeidienststelle zusammenarbeitet, ja, das wusste man schon. Naumann löste im April den bisherigen Vorsitzenden Hans-Jürgen Hahn ab, der krankheitsbedingt von diesem Amt zurücktrat. Hahn hatte die Entwicklung der Verkehrswacht in den zurückliegenden Jahren weit vorangebracht. Er war es auch, der Naumann 1993 davon überzeugte, dort mitzumachen, wie sich der Polizeihauptmeister erinnert.

Aber vielleicht hätte es der Überzeugungskraft von Hahn gar nicht gebraucht, und Naumann, der in Sachen Verkehrserziehung ein beträchtliches Sendungsbewusstsein hat, wäre irgendwann, irgendwie ohnedies bei den Hoyerswerdaer Verkehrswächtern gelandet.

So wie Naumann seinerzeit zur Polizei gekommen war. Denn als er nach der Schule eine Kfz-Schlosserlehre begann, merkte er doch schnell, dass es ihn eigentlich in eine andere Richtung zog. Zur Polizei. Seit über 35 Jahren ist er in diesem Beruf tätig. Bis zur Wende war er bei der Hoyerswerdaer Verkehrspolizei, wechselte 1993 in den Streifendienst, wurde Verkehrserzieher, ist mittlerweile Mitarbeiter der Präventionsabteilung im hiesigen Polizeirevier.

Naumann, der zahlreichen Hoyerswerdaern das ABC der Verkehrserziehung vermittelt, erzählt vom guten Ruf der Verkehrswacht, den diese in der Stadt mittlerweile habe. „Wir sind ja oft präsent“, meint er. Weiter: „Wir gestalten die Verkehrserziehung mit neuen Mitteln.“ Etwa mit Verkehrssicherheitstagen, mit Aktionen, die sich an junge Autofahrer richten. Für die kommenden zwei Jahre, solange dauert seine Amtszeit, will er in diesem Bereich seine Lebensphilosophie umsetzen.

Denn: „Wenn ich etwas mache, dann soll alles Hand und Fuß haben.“ Woran man erkennt, dieser Mann nimmt seine ehrenamtliche Tätigkeit ebenso ernst und wichtig wie seinen Beruf. Mit anderen Worten: er möchte ein Vorbild sein. Auch im privaten Bereich. Er gibt ein Beispiel: „Wenn ich nachts mit dem Rad unterwegs bin und mein Rücklicht kaputtgeht, steige ich natürlich ab und schiebe mein Rad nach Hause.“ Auch wenn keine Menschenseele weit und breit zu sehen sei.

Er lächelt. Ja, dieses Ordnungsgeld. Doch diese Geschichte zeigt, dass auch jemand wie er nicht gänzlich perfekt ist. Was den neuen Vorsitzenden der Verkehrswacht noch sympathischer macht.



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