Vattenfall zieht sich aus der Wasserversorgung zurück


von Tageblatt-Redaktion

Hoyerswerda gewinnt sein Trinkwasser aus eigenen Brunnen bei Zeißig.
Hoyerswerda gewinnt sein Trinkwasser aus eigenen Brunnen bei Zeißig.

Vattenfall will sich aus der Versorgung der Region mit Trinkwasser zurückziehen. Derzeit speist der Energiekonzern aus seinem Wasserwerk in Schwarze Pumpe Wasser in den regionalen Netzverbund ein. Man habe, sagt Unternehmenssprecher Axel Happe, die Partner bereits 2007 über die Pläne informiert. Vattenfall wolle sich künftig auf das Kerngeschäft, nämlich Förderung, Verstromung und Veredlung von Braunkohle, konzentrieren. Die Beteiligung an der Trinkwasserversorgung habe historische Gründe. Und weil nach 1990 zunächst unklar gewesen sei, wie die Region sich entwickeln würde, habe man damals schon bewusst entschieden, Lieferverträge für Wasser nur für 20 Jahre abzuschließen.

Das Unternehmen hat beispielsweise den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda (VBH), dem Eigenbetrieb Lohsa oder der Kamenzer ewag, die etwa Bernsdorf, Wittichenau oder die Elsterheide versorgt, die Lieferung zum Jahr 2013 aufgekündigt. Allerdings ist man bereit, trotzdem weitere fünf Jahre zu liefern. „Gegenwärtig wird eingeschätzt, dass bis 2018 eine Umstellung bei allen Vattenfall-Kunden erfolgt sein wird“, so Axel Happe. Denn das Hauptproblem ist wohl mehr oder weniger technischer Natur. „Wasser gibt es genug“, sagt etwa VBH-Chef Steffen Grigas und sein ewag-Kollege Torsten Pfuhl erklärt, alle am Netzverbund Beteiligten würden derzeit über die künftige Verteilung des Wassers zu vernünftigen Konditionen sprechen.

Dabei geht jeder von einer unterschiedlichen Basis aus. Lohsa etwa wird laut Eigenbetriebs-Chef Thomas Werner mit Ausnahme der Ortsteile Koblenz und Groß Särchen derzeit komplett aus Schwarze Pumpe versorgt. Für Hoyerswerda hingegen, erläutert Steffen Grigas, würde zu 90 Prozent das Wasserwerk in Zeißig sorgen. Als weiterer Lieferant steht über den Verbund zum Beispiel das Wasserwerk Tettau des Wasserverbandes Lausitz (WAL) zur Verfügung. Wasser von Vattenfall sei für die VBH schon derzeit nur für die Versorgung bei sehr hohem Bedarf, also etwa in einem heißen Sommer oder im Havariefall nötig.

Auch Torsten Pfuhl von der Kamenzer ewag sagt: „Wir haben eine eigene Wasserfassung und eigene Wasserwerke, die wir in unterschiedlicher Fahrweise nutzen können.“ Von Vattenfall heißt es, die Neuordnung solle der Region eine nachhaltige und vom Bergbau unabhängige Trinkwasserversorgung ermöglichen – so, wie sie bereits vor 1965 existiert habe. Schließlich seien Bergbau und Wasserversorgung eigentlich grundsätzlich zwei getrennte Dinge. Das sei im Bereich Hoyerswerda nur deshalb nicht so, weil das rasante Bevölkerungswachstum in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einen schnellen Ausbau der Versorgung mit Trinkwasser nötig gemacht habe. In Spreetal und Spremberg freut man sich indessen über den Rückzug des Energie-Konzerns aus dem Trinkwassergeschäft.

Um den Industriepark Schwarze Pumpe für die Zukunft fit zu machen, plante man bisher nämlich gemeinsam den Bau eines neuen Wasserwerkes für die Brauchwasserversorgung. Nun ist das nicht nötig und man kann laut Spreetals Bürgermeister Manfred Heine (parteilos) Teile des Vattenfall-Wasserwerkes nutzen. Im Ergebnis spart man so ganze drei Millionen Euro an Baukosten.



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