Schwere Technik für sicheren Silbersee


von Tageblatt-Redaktion

Ab April kommen Rüttelstopfmaschinen am Silbersee zum Einsatz. Sie werden jetzt montiert.
Ab April kommen Rüttelstopfmaschinen am Silbersee zum Einsatz. Sie werden jetzt montiert.

Das Land hat Weite bekommen. Wer vor einigen Monaten mit dem Zug an Lohsa vorbeifuhr, wünschte sich oft diesen Blick auf den glitzernden Silbersee. Jetzt ist der Blick möglich. Jedes Gehölz ist gefällt, die Wurzeln sind herausgezerrt. Nur die Zugfahrt ist nicht möglich. Streik hin oder her – die Gleise sind weg, die Schwellen, der Schotter. Das Gelände wurde abgeräumt. Es gibt kaum eine passendere Bezeichnung für das, was man sieht, wenn man wenige hundert Meter neben dem Lohsaer Sportplatz auf dem alten Bahndamm neben dem nicht mehr vorhandenen Bahnübergang steht. Hier ist nichts mehr. Nur noch Erde. Ein Bagger verlädt welche von diesem Bahndamm in einen der extragroßen Kipper. Mit der Schaufel hat er ein Kabel erwischt und zerrt es aus dem Boden wie ein Huhn einen Regenwurm.

Eine niederländische Spezialfirma bringt nebenan gerade einen riesigen roten Farbtupfer in Stellung. Mit Schwerlastern wurde die sehr neu wirkende Maschine hierhergebracht. Mit Hilfe eines Krans komplettiert man sie um diverse Gittermastteile. „Das ist eine der drei Rüttelstopfmaschinen“, sagt Jürgen Nagel, Projektmanager beim Bergbausanierungsunternehmen LMBV. Elektrisch angetrieben werden sie in wenigen Tagen hier arbeiten, den einst geschütteten Boden bis in eine Tiefe von 40 Metern verdichten. Erst dort ist wieder gewachsener Boden. Dafür wird eine Lanze in die geschüttete Erde eindringen und rütteln. Gleichzeitig gibt man über einen Trichter Schotter hinzu. So entstehen in dem verdichteten Boden belastbare Schottersäulen.

Daher heißt das Verfahren auch Rüttelstopfverdichtung. „Am Seecampus in Schwarzheide wurde es in der Lausitz schon angewandt“, sagt Ingolf Stern, der die Baustelle überwacht. Die Firma Keller Grundbau, die hier arbeitet, verweist zudem auf Erfahrungen mit dieser Technologie in Alaska und Singapur.

In Lohsa muss eine Trasse von zwei Kilometern Länge verdichtet werden. Auf 300 Metern schafft man dies mit Fallgewichten. Doch auf 1,7 Kilometer Länge und bis zu 60 Meter Breite muss gerüttelt und gestopft werden. In einem Raster von drei mal drei Metern werden die Säulen entstehen. Rund 300 000 Tonnen Material werden in ihnen verschwinden, davon allein 187 000 Tonnen Schotter. Die Arbeit ist durchaus gefährlich. Sie kann kleine ungeplante Rutschungen verursachen. Ab 1. April dürfen daher nur noch die Leute hierhin, die hier arbeiten.

Das Gebiet wird nicht nur mit Schildern und Posten abgesperrt, sondern auch mit Bauzäunen, die man nicht so ohne Weiteres ignorieren kann. Die stehen sogar am Ufer des Silbersees, dort, wo sich der Zeltplatz befindet. Man will die Arbeiten auch im Hochsommer nicht unterbrechen müssen, nur weil jemand Abkühlung im See sucht. Denn falls bei den Rüttlern etwas wegrutscht, wird es in den See rauschen. Das könnte wiederum eine Flutwelle auslösen, die dann über den See rast und an den anderen Ufern aufschlägt. Ziemlich gefährlich.

Und die LMBV hat nicht unendlich Zeit. Am 31. Dezember 2012 muss man fertig sein. Dann übergibt man den Bahndammbereich wieder an die Deutsche Bahn AG. Ob bis dahin der Bund die Gelder für die Niederschlesische Magistrale genehmigt hat, ist fragwürdig. Wenn nicht, so macht es unter den Lohsaer Gemeinderäten schon die Runde, wird die Strecke nur eingleisig wieder aufgebaut. Die Probleme der Bahn sind aber nicht die der LMBV. Man interessiert sich für seinen Teil des Abkommens.

Zweischichtig wird man daher arbeiten. Anfang April beginnt der erste Rüttler von der Kreisstraße aus Richtung Friedersdorf sein Werk. Der zweite geht neben dem alten Bahnhofsgebäude in Stellung und muss sich erst einmal bis zum See arbeiten, sich seine eigene Arbeitsfläche schaffen. Dann wird er sich auf den Kollegen in Richtung Friedersdorf zu bewegen. Der dritte startet Anfang Mai am nördlichen Baustellenrand und arbeitet sich Richtung Bahnhof vor.

Die Vorbereitungen sind so weit getroffen. Das Hochwasserschutzlager ist umgezogen, zwei private Haushalte, eine Gewerbe-Wohn-Einheit erhielten ein neues Domizil. Und Bürgermeister Udo Witschas schätzte in der Gemeinderatssitzung ein, dass die Rohrfirma Swanenberg bis Monatsende in das neu geschaffene Gewerbegebiet bei Tiegling umgezogen sein wird.

Jürgen Nagel lässt den Blick schweifen. Seit den späten Achtzigerjahren hat man die Ostböschung des Silbersees mit ihrem Gefährdungspotenzial nun schon im Blick. Vor fünf Jahren begannen die ersten Vorbereitungen der Sanierung. Jetzt wird gebaut.

Wenn die LMBV hier fertig ist, dann hat das Land nicht nur Weite. Es bietet auch wieder Sicherheit.



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