Problemfall Bürgerzentrum


von Tageblatt-Redaktion

Am Bürgerzentrum in Knappenrode gibt es mehrere Probleme und das nicht nur baulicher Art.
Am Bürgerzentrum in Knappenrode gibt es mehrere Probleme und das nicht nur baulicher Art.

Der Knatsch ist groß. In der Nord-Ost-Ecke des Bürgerzentrums Knappenrode macht sich der Schimmel breit. Er zieht sich innen an einer Außenwand hoch, die bis in Hüfthöhe von einer Holzverkleidung geschützt ist. Dahinter wird es vermutlich nicht besser aussehen. Im Gegenteil. Im Ortschaftsrat vor einem Monat sorgte das alles für Ärger. Die Bauverwaltung der Stadt Hoyerswerda, so sagt Hochbauamtschefin Annette Krzok, hatte aber erst wenige Tage davor von den Problemen erfahren. Den Vorwurf vom Baupfusch weist die Verwaltung von sich. Fakt ist, der Schimmel ist da.

Das Bürgerzentrum war ein langgehegter Wunsch der Knappenroder. Doch die ehemalige Schule stand seit 1997 bis auf die Wohnungen im Obergeschoss leer. 2006 legte der Freistaat aber ein passendes Förderprogramm auf, dass die Umnutzung bestehender Gebäude ermöglichte. Hoyerswerda konnte sich für die rund 1,1 Millionen Euro teure Baumaßnahme 90 Prozent Fördermittel sichern. Günstiger ging es nicht. 2009 war der Umbau fertig. Drei andere Domizile konnten dafür in Knappenrode aufgegeben werden.

Das Geld reichte seinerzeit für die Sanierung der Außenhülle und die Herrichtung des Erdgeschosses für allgemeine Zwecke. Die Ortsteilverwaltung kam hier samt Gemeindearbeiter unter, es entstand ein Saal für bis zu 140 Leute. Die Wohnungen im Obergeschoss blieben, wie sie waren. Den Mietern wurde jedoch der Keller entzogen – im Tausch gegen abschließbare Boxen auf dem Dachboden. Grund ist das steigende Grundwasser, wie Hochbauamtsleiterin Annette Krzok erläutert. Auf den Fußboden wurden geschätzt 20 bis 30 Zentimeter Beton aufgebracht, um ein Aufschwimmen des Gebäudes zu verhindern.

Im Abbindeprozess entstanden in einigen Bereichen Pusteln, die in einem begehbaren Keller nicht akzeptabel wären. Wenn hier der Grundwasserendstand erreicht ist, steht selbst über diesem Betonsockel bis zu 70 Zentimeter hoch das Wasser. Da sind die Pusteln egal. Und die Heizung wird 2014, wenn der Vertrag mit dem jetzigen Betreiber ausgelaufen ist, aus dem Keller ins Erdgeschoss verlegt. Alle Leitungen, die im Keller verlaufen, befinden sich über der künftigen Wasserlinie. Eine Kellernutzung wird nicht möglich sein.

Damit das Wasser nicht in den gemauerten Wänden nach oben zieht, hat man alle paar Zentimeter Injektionen eingebracht, die eine chemische Reaktion erzeugen und die Wand sperren. Sofern jedenfalls das Wasser unterhalb der Injektion in das Mauerwerk eintritt. Doch in der Nord-Ost-Ecke ist die Feuchtigkeit schon über der Injektionslinie zu sehen. Der Grund befindet sich draußen. Als die Schule vor einem knappen Jahrhundert gebaut wurde, legte man Sickerschächte an, in die die Fallrohre das Wasser des Daches ableiten. Einige dieser Sickerschächte befinden sich unmittelbar an der Außenwand, so auch der an der Nord-Ost-Ecke.

„Die Frage der Regenwasserableitung wollten wir im Rahmen der Neugestaltung der Außenanlagen lösen“, erklärt Heike Wenzel, die zuständige Sachbearbeiterin. Doch dafür gab es dann kein Geld mehr. Jetzt ist auch keins da.
Dass das Wasser weg muss vom Gebäude, ist dem Hochbauamt klar. Es wird aufgrund des Kostendrucks aber wohl auf eine kleine Lösung hinauslaufen. Zumindest dieser Schacht wird abgerissen. „Bis zum nächsten Winter muss das erledigt sein“, sagt Annette Krzok. Doch das ist nur die bauliche Seite.

Die andere ist die der Gebäudebewirtschaftung. Hier geht es um das optimale Heizen und Lüften. Darüber gibt es grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen. Die für das Bauwerk und das Raumklima optimale Variante müsste von Menschenhand reguliert werden. Das schafft man vielleicht zu Hause, nicht aber in einem nur sporadisch belebten Gebäude. Der Gemeindearbeiter wird abgezogen, die Ortsteilverwaltung künftig auch nicht mehr personell besetzt sein. Und die Nutzer des Veranstaltungsraumes wollen hier nur feiern. Seitens der Stadtverwaltung wird man nicht täglich jemanden zum Lüften und zur Heizungskontrolle rausschicken.

Das Bürgerzentrum droht zur Falle für die Stadt Hoyerswerda zu werden. Was als guter Wille für den Ortsteil gedacht war, ist schwer zu halten, weil es keinen Bewirtschafter wie beispielsweise in Krabat’s Neuem Vorwerk in Groß Särchen gibt.



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