Die Wohnidee Kiefernhaag polarisiert


von Tageblatt-Redaktion

Der Andrang beim Schautag in der künftigen Seniorenwohngemeinschaft im Kiefernhaag war groß. Doch die Anlage polarisiert.
Der Andrang beim Schautag in der künftigen Seniorenwohngemeinschaft im Kiefernhaag war groß. Doch die Anlage polarisiert.

Gleich zu Beginn des Schautages waren gestern rund einhundert Interessenten zum Kiefernhaag in der Heinrich-Mann-Straße gekommen, um zu sehen, wie man denn in dem kleineren der beiden Gebäude wird wohnen können. Immerhin wird es die erste Senioren-Wohngemeinschaft der Stadt. Doch das Gebäude polarisiert kräftig. Mancher schüttelt nur mit dem Kopf, andere lachen oder schimpfen gleich drauflos: „Was, kein Fahrstuhl?“ Also steigt man die Treppe in das Obergeschoss, um sich die Wohnungen anzuschauen, weil unten noch die Handwerker kräftig am Bauen sind.

Kritikpunkte gibt es offenbar viele: Die fehlenden Balkons werden moniert. Und angesichts der kleinen Schlafkammer fehlen so manchem einfach nur die Worte. Vor allem im unmöblierten Zustand. In einer Wohnung steht schon eine Schlafcouch drin, macht alles mehr vorstellbar. Doch für viele der gestrigen Besucher im Alter von 65 plus ist nach Minuten klar, dass sie hier nie einziehen werden. Da geht es zum einen um Dinge, die das Haus betreffen, zum anderen um typische Wohngemeinschaftsprobleme: „Was, eine Badewanne für alle? Da steig ich nie rein!“

Angelika Schlüter, die Leiterin der Wohnungswirtschaft bei der LebensRäume-Genossenschaft, kennt all das nur zu gut. Doch sie berät an diesem Tag etliche Senioren, die die Idee mit der Wohngemeinschaft und auch die Wohnungen überhaupt nicht schlimm finden. Im Gegenteil. „Die Schlafkammer ist doch groß genug, mehr brauch ich nicht“, sagt eine Frau und bewegt die Schiebetür. Ein Griff und das Schlafgemach ist vom Rest der Wohnung abgeschirmt. Natürlich, es sprengt den klassischen Schlafzimmergedanken mit Bett und großem Schrank. Es dient nur dem Schlafen. Die Garderobe soll hingegen in einem kleinen Raum ohne Fenster aufbewahrt werden. Je nach Betrachtungsweise wird der an diesem Tag begehbarer Kleiderschrank oder Abstellraum bezeichnet. Geschickt eingerichtet, bekommt man hier eine Menge unter.

Das Wohnzimmer der 40 Quadratmeter großen Wohnung ist großzügig, hat eine integrierte, offene Küche. Es gibt viele Möglichkeiten, seine Möbel zu stellen – die erforderlichen Wandflächen sind da. Auch im Bad ist Platz. Die Dusche kommt ohne Becken aus, so dass man ebenerdig hineingehen kann. „Und wenn Sie ein Gesundheitsbad nehmen wollen, gibt es im Erdgeschoss eben die Badewanne“, sagt Angelika Schlüter. „Ein Badewannenlift wäre aber nicht schlecht“, hört man hier öfters.

Nebenan ist auch der Stellplatz für die Waschmaschinen und in einem Raum der für die Fahrräder oder für die Rollatoren. Der Gemeinschaftsraum, bereits mit Couchecke, großem Esstisch und der Küchenzeile möbliert, befindet sich hingegen im Obergeschoss. Der Grundgedanke für die Senioren-WG liegt ja darin, dass jeder seinen abgeschlossenen Privatbereich hat. Das ist nichts für Paare, das ist für Alleinstehende. Schon aus diesem Grund haben sich die LebensRäume dafür entschieden, auf Balkone zu verzichten. Es wird eine großzügige Gemeinschaftsterrasse hinter dem Haus geben. Wer hier wohnen will, soll sich eben nicht auf dem eigenen Balkon vom Rest der Welt abschotten, sondern rausgehen zu den anderen.

Für drei der sechs Wohnungen, so Angelika Schlüter, sind die Verträge schon unterschrieben. Ein Herr und zwei Damen werden definitiv einziehen. Am 1. Oktober ist Mietbeginn. Die Leiterin der Wohnungswirtschaft ist optimistisch, dass sich auch für die restlichen drei Wohnungen Mieter finden.

Nahezu komplett vermietet ist hingegen schon das größere der beiden Kiefernhaag-Häuser. Lediglich für eine Vier-Raum-Wohnung gibt es noch keinen unterzeichneten Vertrag. Hier sollen die Bewohner am 1. November einziehen.



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