Bären bekommen neue Anlage


von Tageblatt-Redaktion

Die Hoyerswerdaer Grizzlys sollen noch in diesem Jahr ihr neues Gehege direkt am Schloss beziehen.
Die Hoyerswerdaer Grizzlys sollen noch in diesem Jahr ihr neues Gehege direkt am Schloss beziehen.

Das einstimmige Ja der Hoyerswerdaer Stadträte zum Bau der neuen Bärenanlage war gestern ein leichtes. Immerhin kann man etwas schaffen, ohne Geld der Kommune in die Hand nehmen zu müssen. Der Verein der Zoofreunde hatte auf seiner Jahresmitgliederversammlung am 4. März 450 000 Euro für den Bau dieser Anlage freigegeben. Da sich der Zoo aber in Trägerschaft der Stadt befindet, muss sie die Funktion des Bauherren und der Projektsteuerung übernehmen. Jetzt soll zunächst ein Vertrag zwischen Stadt und Verein geschlossen werden, dann geht es weiter an die Feinplanung und die Genehmigungen.

Die Bärenanlage wird vor dem Schloss platziert und den Schlossgraben teilweise mit einbeziehen. Das Bärenhaus, so ergab gestern ein Vor-Ort-Termin, kann ins Fischotterhaus integriert werden, das zwar etwas erweitert werden muss aber einen kompletten Neubau für die Bären erspart. Dazu kommen bei der Bärenanlage zwei Vorgehege und die Hauptanlage, in der man die Bären aus verschiedenen Perspektiven wird beobachten können und die den Tieren viel Abwechslung bietet. Die Anlage soll so gebaut werden, dass man die Bären zwar ohne Hindernisse sehen kann, diese aber trotzdem bestens gegen Ausbrüche gesichert sind. Das Büro Wiesenthal hat diesbezüglich reichlich Erfahrung.

Die jetzt auf dem Areal lebenden Zackelschafe sollen übrigens zur Kinder- und Jugendfarm umsiedeln. Wenn alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen, so schätzte gestern Eckhard Wiesenthal vom gleichnamigen Tiergarten-Planungsbüro ein, könnte nach den Sommerferien Baubeginn sein. Angestrebt ist die Fertigstellung der Bärenanlage noch in diesem Jahr. Je nach Witterung, Baufortschritt und dem Beginn des Bären-Winterschlafes könnte es auch Frühjahr 2012 werden.

Das Projekt beinhaltet zudem den Rückbau des jetzigen Wirtschaftsweges und des Symposiums-Unterstandes. Eine neue Erschließung des jetzigen Lagerplatzes und des im Zoo befindlichen privaten Wohnhauses soll von der Fischerstraße aus erfolgen.

 

Wohin soll sich der Zoo entwickeln?
Im Zoo sollen die Haltungsbedingungen für die Tiere verbessert werden. Zum anderen besteht enormer Investitionsbedarf an den Gebäuden. Das alles nimmt man zum Anlass, den Zoo praktisch komplett umzugestalten, ihn zu einem modernen Zoo mit hoher Verweildauer zu machen. Zoo und Schloss sollen wieder zur Einheit werden, der jetzige Zooeingang soll Ausgang werden und zusätzlicher Eingang bei Großveranstaltungen. Auch die Wegebeziehungen will man verändern, logisch und ohne nennenswerte Sackgassen gestalten. Haustiere sollen im Bereich der Jugendfarm gezeigt werden, mit der der Zoo eine moderne Kooperation eingehen will. Der jetzige Wirtschaftshof am Schloss soll Gehegefläche werden. Und die Kosten/Zuschüsse der Stadt sollen deutlich sinken – in zehn Jahren auf rund 150 000 Euro jährlich.

Was soll alles erhalten bleiben?
Die jetzige Grundfläche von etwa 6 Hektar ist der Rahmen für all das, was bis 2022 geschehen soll. Tropenhaus, Zoorestaurant, Schloss, Fischotteranlage, Flamingo-Überwinterungshaus, Zoowiese und der große Teich sind Fixpunkte, die definitiv erhalten bleiben sollen.

Was soll auf dem Gelände Neues entstehen?
Der Zoo soll zwei Schwerpunkte haben: Zum einen will man Bären, Wölfe, Fischotter und Seeadler zeigen und damit Tiere, die einst in Deutschland heimisch waren und dabei sind, es wieder zu werden. Die Lausitz als Refugium sozusagen. Mittelpunkt des Zoos soll aber eine Afrikasavanne werden, deren Tiere man von einem Hochsteg aus betrachten kann. Drumherum sind attraktive Anlagen für Raubtiere und etliche andere Tiere geplant. Im Bereich des jetzigen Trampeltiergeheges soll ein zentraler Wirtschaftshof entstehen, um Wege für Mitarbeiter zu verkürzen. Es soll attraktive Spielangebote für Kinder geben, ergänzt um beispielsweise einen Streichelzoo im „afrikanischen Dorf“. Ein dritter Themenkomplex widmet sich der tierischen Farbenpracht, die wiederum mit den vielen Kunstwerken korrespondieren soll. Perspektivisch erhofft man das Privatgrundstück inmitten des Zoo erwerben und für den Zoo nutzen zu können.

Was wird es nicht mehr geben?
Der jetzige Hühnerhof und die Fasanerie fallen weg bzw. werden stark reduziert. Auch Axis-Hirsche und andere Tiere werden abgeschafft, andere ziehen im Zoo um. Ohnehin werden viele Gehege/Gebäude abgerissen und völlig neu angelegt und gebaut. Oder aber sie werden im Einzelfall wie die Bärenanlage als Quartier für die Schopfmangaben genutzt.

Wie soll sich der Zoo finanzieren?
Im Zookonzept geht man von gestiegenen Einnahmen aus den Eintritten, Umsatz bei der Gastronomie, aber auch Zuschüssen aus dem Kulturraum und einem niedrigen sechsstelligen Zuschuss seitens der Stadt aus. Die Überführung des Zoos in die Form einer GmbH soll ihm den finanziellen Handlungsspielraum geben, losgelöst von den Finanzsorgen der Stadt. Diese Entscheidung soll noch bis zur Sommerpause getroffen werden. Bereits im Jahr 2012 sollen im Zoo über 1,2 Millionen Euro investiert werden, unter anderem in den Ausbau des Wegenetzes, Bänke, Tische, interaktive Spiele, eine neue Erdmännchen- und eine neue, teilweise begehbare Känguru-Anlage. In Trägerschaft der Stadt ist das nicht finanzierbar. Auch der Förderverein kann das nicht stemmen. Die Investitionen in Höhe von 11 Millionen Euro werden über Kredite gestemmt. Natürlich hofft man auf Fördermittel, aber in der Finanzberechnung hat man vorsorglich ohne sie gearbeitet.

Wie viele Besucher sind angestrebt?
Laut Zookonzept sollen mittelfristig die Besucherzahlen von 2008, des Tigerjahres, erreicht werden. Damals waren es über 180 000 Besucher im Jahr. Gern würde man die 250 000er Marke überspringen. Man rechnet mit einem Besuchermix von einem Drittel Einheimische, einem Drittel aus der Region und einem Drittel Touristen, zum Beispiel Besuchern des Seenlandes.

Wie teuer soll der Eintritt werden?
In zehn Jahren soll die teuerste Einzelkarte für einen Erwachsenen 9 Euro kosten. Zum Vergleich: jetzt sind es 3,50 Euro, in Cottbus 5 Euro und in Dresden 10 Euro. Attraktive Jahreskarten und Ermäßigungen sollen Einheimischen die Preise versüßen. Andererseits soll sich die Aufenthaltsdauer im dann attraktiveren Zoo von bislang knapp zwei Stunden verdreifachen.



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