Sie tanzen wieder


von Tageblatt-Redaktion

Seit 2010 tanzen unter anderem mit: Heike Schröter (weiße Turnschuhe), Salomé Petzer (daneben in Grün) und Jasmin Mietzsch (vor Dirk Lienig, im Zahlen-Nicki). Foto: Gernot Menzel
Seit 2010 tanzen unter anderem mit: Heike Schröter (weiße Turnschuhe), Salomé Petzer (daneben in Grün) und Jasmin Mietzsch (vor Dirk Lienig, im Zahlen-Nicki). Foto: Gernot Menzel

So etwa wie Ferienlager oder Klassentreffen muss man sich die Atmosphäre vorstellen, die vorgestern am Abend in der Aula der Grundschule „An der Elster“ im Hoyerswerdaer WK II Raum griff. Alle waren sie wieder da: Silke, Torsten, Michael, Ute, Brigitte und all die anderen, die mittlerweile so eine Art Ensemble bilden – die Tanz-Compagnie der KulturFabrik. Gut 40 Freizeittänzer, darunter auch einige Neulinge, fanden sich zum ersten Training für das neue Stück ein – Tanztheater um die heutige Lebens- und Arbeitswelt nach der Musik von Igor Strawinskis Ballett „Le Sacre du Printemps“.

Es fliegen also wieder Arme und Beine. Es wiegen sich Körper. Es kreisen Schultern. Und es wird geschwitzt. Doch zu Anfang gab es Lachen, Umarmungen und vor Freude strahlende Gesichter. „Es geht hier familiär zu“, stellte die 16-jährige Judith Mietzsch also fest. Das Mädchen hat bereits im vorigen Jahr beim KuFa-Tanzprojekt Nummer vier ein paarmal am Training teilgenommen. Nun will Judith durchziehen. Schließlich hat ihre Mutter Barbara schon an zwei Projekten mitgewirkt. Auch Judiths Geschwister sind tänzerisch aktiv. Julian (12), Jasmin (15) sowie Juliane (22) sind ebenso wiederholt mit von der Partie – letztere sogar bereits zum fünften Mal.

Heike Schröter stieg ebenfalls schon 2010 ein, als „Cheftänzer“ Dirk Lienig erstmals Tanz-Laien zu Proben einlud. „Ich hatte damals gar nicht vor, mitzumachen“, erzählt die Pädagogin. Die Neugier trieb sie zum ersten Treffen in die KuFa-ZwischenBelegung. Heike Schröter wollte gern wissen, was aus Dirk Lienig geworden ist, dessen Klassenlehrerin sie einmal an der POS 19 „Paul Hornick“ im WK IX war.

Inzwischen sagt sie: „Man freut sich, wenn man alle wiedersieht.“ Heike Schröter hat keines der Projekte ausgelassen, nachdem sie 2010 feststellte, wie viel Spaß ihr die Sache bereitet – und wie gut sie der Kondition tut. An der Fitness wird nun auch zunächst hinsichtlich „Le Sacre“ gearbeitet. Erst im März will Dirk Lienig mit den Choreographien beginnen. Dann wird auch wieder die Choreographin Judith Gamm dazustoßen, die schon 2011 bei „Eine Stadt tanzt II“ geholfen hat. Damals war ebenso schon der Dramaturg Olaf Winkler beteiligt. Er half, die Inszenierungs-Idee vom Wunder zu entwickeln, das über Nacht aus Hoyerswerda so eine Art Paradies für jedermann machen würde.

Am Montag war der Filmemacher mit seinem Kollegen Dirk Heth mit Kamera und Mikrofon bei der ersten 14er Probe aktiv. Schließlich soll „Le Sacre“ wie die vorangegangenen vier Projekte wieder eine Melange aus Tanz und Film werden. „Keine Angst, wir machen kein klassisches Ballett“, beruhigte Dirk Lienig die Compagnie zum Proben-Auftakt. Der gemeinsame Besuch einer „Le Sacre“-Aufführung in Cottbus hatte einige Tänzer nämlich schon etwas zittern lassen.
Alle, versichert der frühere Profi-Tänzer und heutige Filmemacher, sollten sich dieses Jahr wie üblich wieder auf der Bühne wohl fühlen können.

Stehen soll sie im Sommer in der zweiten Etage des früheren Centrum-Warenhauses – nach Energiefabrik Knappenrode, Tanzhalle Dörgenhausen und Lausitzhalle der mittlerweile dritte Auftrittsort. Wobei: Voriges Jahr tanzten viele von der Compagnie auch im finnischen Huittinen. Und ein Film über „Hoyerswerda tanzt II“ lief 2011 im nordirischen Belfast. Im selben Jahr gewann ein Kurzfilm von Martin Rattke über Projekt Nummer 2 bei einem Filmfest in Leipzig. Die Wissenschaft hat sich ebenfalls schon mit dem Phänomen befasst. Anthropologe Felix Ringel erklärt in seiner Doktorarbeit über „Hoffnung und Zukunft in Deutschlands am schnellsten schrumpfender Stadt“ unter anderem, auf welche Weise die Tänzer durch ihre Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Fragen die nähere Zukunft ihrer Heimatstadt mitgestalten und so gleichermaßen mitverändern.

Dirk Lienig ist das zwar klar, aber übers Knie brechen wird er auch in diesem Jahr nichts. „Mal gucken, wohin uns das führt“, machte er den Tänzern klar, welch großen Einfluss ihre Persönlichkeiten auf das Endprodukt wiederum haben werden.

Wer noch mitmachen möchte, ist montags und freitags beim Training im WK II willkommen. Mittwochs wird in der Turnhalle der Neustadt-Oberschule im WK VI geprobt. Beginn ist an allen drei Tagen jeweils um 19 Uhr.

Mehr zum Projekt 2012 hier: https://hoyte24.de/newsreader2/kleine-seeraeuber-gehen-taenzerisch-auf-schatzsuche.html

 



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