AHOY: Mehr Arzt sein und weniger Bürokrat

Dr. Radovan Korkos kennt die schönsten und traurigsten Seiten des Lebens. Der neue Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda steht mit seinem Team dabei den Patientinnen zur Seite.


von Juliane Mietzsch

Dr. Radovan Korkos ist seit Anfang 2025 am Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda der Leiter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Foto: Gernot Menzel

Wenn es einen Traumjob gibt, dann sei es dieser. Dr. Radovan Korkos schmunzelt. Mehreren tausend Babys hat der Gynäkologe in seinem Berufsleben schon auf die Welt geholfen. „Es ist immer eine schöne Sache, wenn Leben beginnt“, meint er. Mit der traurigen Kehrseite dessen, nämlich der Behandlung bösartiger Erkrankungen der Brustdrüse, ist der erfahrene Mediziner aber ebenfalls bestens vertraut.

Seit zehn Jahren arbeitet er im Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda. Als Leitender Oberarzt hat er in dieser Zeit zusammen mit Chefarzt Dr. med. Bachouri die Frauenklinik aufgebaut. Als dieser nach neun Jahren das Krankenhaus verließ, bekam Korkos selber Anfang 2025 die Leitung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in die Hand. „Die Abteilung ist so etwas wie mein Kind, das würde ich gerne weiterentwickeln“, sagt der 57-Jährige.

Der gebürtige Slowake, dessen Mutter Chirurgin war, kam früh mit der Medizin in Berührung. Studiert hat er an der Universität in Bratislava, wollte den Spuren seiner Mutter in der Chirurgie folgen. Nach einem Praktikum entschied er sich jedoch für die Gynäkologie. „Die Geburtshilfe hat mich verzaubert“, bekennt er heute noch. Nach Deutschland kam er einst, „um mal etwas anderes zu probieren“. Für ein Jahr wollte er in Sachsen bleiben, 24 sind daraus inzwischen geworden.

Im Brustzentrum neue Impulse setzen

Als neuer Chef der Frauenklinik im Lausitzer Seenland Klinikum strebt MUDr. Radovan Korkos (Medicinae universae doctor – so der vollständige Titel) die Zertifizierung als Brustzentrum an. Beantragt sei das Qualitätssiegel für die Behandlung gutartiger wie bösartiger Erkrankungen der Brust, wobei der Schwerpunkt auf Krebs liege. Der Chefarzt möchte dabei neue Impulse setzen, beispielsweise mit dem Vorschalten einer Hormontherapie vor einer Operation, um das Ansprechen der Tumorzellen auf weibliche Hormone beurteilen zu können oder auch ein weniger invasives Vorgehen bei Operationen an Lymphknoten in der Achselhöhle, um Spätfolgen zu minimieren oder auszuschließen. Mit neuen Erkenntnissen der Molekularbiologie könnte die Behandlung noch individualisierter und damit zugeschnittener auf die jeweilige Patientin werden. Das würde Dr. Korkos gerne ausbauen, ebenso wie die Beurteilung des genetischen Risikos.

Ein Steckenpferd hat der neue Chefarzt aber nicht. Er selber sieht sich als „Allrounder“, bevorzugt die Laparoskopie (Bauchoperation ohne große Schnitte) etwa bei der Beckenbodenrekonstruktion mit eigenem Gewebe oder der Netzchirurgie wie auch bei der operativen Behandlung bösartiger Erkrankungen von Brust und Genitalien.

Zu seinem Team gehören drei Ober- und fünf Assistenzärzte, Hebammen und Pflegepersonal. Als Chefarzt sei für ihn die Verantwortung größer und er müsse mehr laufen, sagt er. In sein Büro zum Beispiel, wo auf dem Schreibtisch viele wichtige Papiere auf ihn warten. „Die Bürokratie ist ein Wahnsinn. Ich könnte acht Stunden am Rechner sitzen und hätte damit genug zu tun“, erklärt er. Trotz allem sieht sich der Chef der Frauenklinik „als Arzt mit den Patientinnen und weniger als Bürokrat“. Er hält Sprechstunden, macht Visite auf Station, auf der Wochenbettstation und im Kreißsaal. Außerdem operiert er und möchte dabei die Möglichkeiten minimalinvasiver Eingriffe erweitern. Wichtig sei ihm bei alledem die Ausbildung des Ärztenachwuchses.

Mit dem OP-Roboter in die Zukunft

Ganz besonders freut sich Dr. Radovan Korkos auf den OP-Roboter. Er sieht darin „eine Vision zur leitliniengerechten Behandlung mit neuesten wissenschaftlichen Techniken“. Das Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda macht damit einen großen Schritt zur Stärkung der Gesundheitsregion Lausitz. Eingesetzt wird der Roboter zunächst in der Urologie. Mit einem intensiven Schulungsprogramm werden ebenso Chirurgie und Gynäkologie darauf vorbereitet. „Der Roboter ermöglicht präzises Operieren. Es gibt weniger Komplikationen, somit eine schnellere postoperative Erholung und Rückkehr ins normale Leben“, erklärt der Chefarzt. Kurzum, „eine spannende Geschichte“, wie er findet.

Jede Patientin sei anders, in der familienorientierten Geburtshilfe ebenso wie bei der Behandlung bösartiger Erkrankungen mit der Unterstützung selbst im fortgeschrittenen Stadium. Die Betreuung der Betroffenen – auch Männer können an Brustkrebs erkranken – sei eine komplexe Sache und werde im Klinikum interdisziplinär umgesetzt. Darüber hinaus kooperiert die Frauenklinik mit einer niedergelassenen Praxis in Bautzen, wo Betroffene Chemotherapie erhalten, mit der Mammographie-Screening-Einheit in Pirna wie auch mit dem Universitätsklinikum in Dresden.

Der stolze Vater einer Tochter, die als Zahnärztin in London arbeitet, findet seinen Ausgleich im Sport. Er fährt viel Fahrrad und geht zweimal die Woche ins Fitnessstudio. Sein Herz aber schlägt, so verrät er, fürs Motorrad- und fürs Skifahren. Für Letzteres gönnt er sich jedes Jahr eine Auszeit in seiner einstigen slowakischen Heimat.



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