Hoyerswerda. Seit einem Vierteljahrhundert hat Hoyerswerda einen Behindertenbeirat. Es war Roland Gotscha von der Ortsgruppe des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, der den Anstoß zur Bildung eines Gremiums gab, das Verwaltung und Rat in allen Belangen beraten soll, die Menschen mit Handicaps betreffen. Im April des Jahres 2000 erhielten die Mitglieder des ersten Behindertenbeirats ihre Berufungsurkunden.
In der aktuellen Besetzung nach der Kommunalwahl im Juni vergangenen Jahres ist der Beirat jetzt ein Jahr im Amt. Ende September 2024 waren die Mitglieder durch den Stadtrat bestimmt worden. Die Liste der seither geführten Gespräche ist lang. Und das betrifft nicht nur die Regularien zu öffentlichen Bauten. „Wir werden bei allen Projekten angehört“, erläutert Jan Kregelin. Es gab aber darüber hinaus im März auch ein separates Treffen mit Dietmar Wolf von der Bauverwaltung.
Weitere Gesprächspartner zur Erörterung von Dingen, die Hürden für Behinderte darstellen könnten, waren Robert Arlt von der Verkehrsgesellschaft, Ute Grun von der Volkshochschule oder Christian Völker-Kieschnick von der KulturFabrik. Mit Sebastin Schindler und Marco Bloch von der Stadtverwaltung waren das geplante neue Wegeleitsystem beziehungsweise die Umbauarbeiten am Jugendclubhaus Themen. Ein dem Beirat wichtiger Punkt ist auch die Mitarbeit im Netzwerk „Barrierefrei im Lausitzer Seenland“, das sich eine Zugänglichkeit von touristischen Orten für alle Menschen auf die Fahnen geschrieben hat.
Zusammenlegung wird diskutiert
Im Schnitt der deutschen Bevölkerung, sagt der Beiratsvorsitzende Bernd Wiesner, haben 8,5 Prozent eine Behinderung. Allein bei den Lausitzer Werkstätten, fügt Roland Wehner an, arbeiten um die 400 Menschen mit Handicaps. Für sie und alle anderen Betroffenen ist der Beirat nicht nur Fürsprecher, sondern auch Ansprechpartner bei Problemen. „Wir leiten sie dann gern an die richtigen Stellen weiter“, sagt Gitta Kaltschmidt.
Bei einem Besuch der Lausitzer Werkstätten im August stellten Bernd Wiesner und Roland Wehner fest, dass längst nicht alle darüber Bescheid wissen, dass ein städtischer Behindertenbeirat existiert, der bemüht ist, Barrieren aus dem Weg zu räumen. Dr. Gitta Kaltschmidt erinnert in diesem Zusammenhang an die Begleitung von Projekten in der Lausitzhalle während vergangener Wahlperioden – vom Fahrstuhleinbau bis zur Montage von Handläufen an den Saaltreppen.
Einig ist man sich im Beirat, dass es schade sei, dass anders als früher keine direkt Betroffenen Mitglied sind – also Leute, die man heute Selbstvertreter nennt. Unterschiedliche Auffassungen gibt es hingegen zur Absicht, den Behindertenbeirat aus Spargründen mit dem Seniorenbeirat zusammenzulegen. „Es gibt zwar gewisse Schnittmengen, aber grundsätzlich ist das etwas anderes“, findet Manja Klimt.
Anderer Meinung dazu ist Ralf Haenel: „Es gibt viele Berührungspunkte.“ Er sieht außerdem die Chance, sollte der Stadtrat die Details der im Grundsatz von ihm bereits befürworteten Zusammenlegung absegnen, auch wieder Selbstvertreter zu berufen.
Erreichbar ist der Beirat unter anderem per Mail: behindertenbeirat@hoyerswerda-stadt.de
Mirko Kolodziej