AHOY!

Ein sicherer Ort für große Gefühle

Hoyerswerdas Malteser sagen, jeder brauche jemanden, irgendwann... Und ein spezielles Angebot halten sie für Kinder in Trauer bereit.


von Katrin Demczenko

Foto: adobe.stock / udra11

Die meisten Erwachsenen schieben das Thema Tod weit von sich – bis es plötzlich ganz nah ist. Für Kinder ist dieser Moment oft noch schwerer zu begreifen. Wenn ein Elternteil, ein Geschwisterkind, ein Großelternteil oder ein enger Freund stirbt, verändert sich die Welt. Und manchmal fehlen die Worte, um das zu beschreiben. Genau hier setzt der KinderTrauerTreff des Ambulanten Hospizdienstes des Malteser Hilfsdienstes e. V. in Hoyerswerda an.

Seit September 2024 gibt es dieses besondere Angebot für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren – kostenfrei, liebevoll begleitet und mit viel Raum für alles, was in ihnen vorgeht. Einmal im Monat, immer mittwochs von 16 bis 17.30 Uhr, treffen sich bis zu acht Kinder bei den Maltesern in der Robert-Schumann-Straße 11 im WK IV. Sie reden, erinnern sich, basteln, spielen – und erleben, dass sie mit ihrer Trauer nicht allein sind.

„Jeder bewegt sich in seinem ganz eigenen Haus der Trauer“, sagt Lydia Richter, die Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes. „Manche sind wütend, andere weinen, manche lachen – und alles ist erlaubt.“ Gemeinsam mit zwei geschulten Ehrenamtlichen schafft sie einen geschützten Raum, in dem Kinder ihre Gefühle zeigen dürfen, ohne bewertet zu werden.

Foto: Katrin Demczenko

Besonders bewegend sind die Momente, wenn Silvana Schowtka mit ihrem Therapiehund Kafka vorbeikommt. Der ruhige, freundliche Hund ist für viele Kinder ein Türöffner – allein seine Anwesenheit hilft, Emotionen zuzulassen und ins Gespräch zu kommen. „Gerade wenn ein Bruder oder eine Schwester gestorben ist, brauchen Kinder außerhalb der Familie jemanden, der zuhört“, erklärt Lydia Richter. Denn oft sind die Eltern selbst tief betroffen und können nicht immer auffangen, was das Kind bewegt.

Die Treffen finden ausschließlich während der Schulzeit statt – Ferienzeiten sind bewusst ausgenommen. Ab dem 10. September 2025 geht es weiter, aktuell sind drei Kinder angemeldet, es gibt also noch freie Plätze. Die Teilnahme erfolgt freiwillig, aber regelmäßig. Und jedes Kind spürt irgendwann selbst, wann es die Gruppe nicht mehr braucht.

Vor dem ersten Treffen führt Lydia Richter ein ausführliches Vorgespräch mit einem Erziehungsberechtigten. Dabei geht es um die individuelle Situation des Kindes, seine bisherigen Erfahrungen mit Trauer und mögliche Reaktionen. „So können wir besser begleiten und auffangen, was kommt“, sagt sie.

Wer Interesse hat, kann sich direkt bei Lydia Richter unter der Nummer 0172 / 3750888 melden. Der KinderTrauerTreff ist ein Ort, an dem große Gefühle Platz haben – und an dem Kinder lernen dürfen, dass Trauer nicht nur Schmerz bedeutet, sondern auch Verbindung, Erinnerung und Hoffnung.

Foto: Mirko Kolodziej


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