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Kurze Wege, große Wirkung – Spitzenmedizin im Klinikum
Seit diesem Jahr bietet das Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda Patienten eine Untersuchung in Kombination von MRT und Ultraschall. Der Urologe Huzaifa Ahmed ist Spezialist dafür.

Das Prostatakarzinom, ein bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse, gilt in Deutschland als eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Dennoch ist für Oberarzt Huzaifa Ahmed vom Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda der Prostatakrebs „der Gute unter den Bösen“, wie er es nennt. Denn an sich ist der Krebs gut behandelbar, wenn man ihn rechtzeitig erkennt. Deshalb, so betont der Oberarzt, sei die Vorsorge so wichtig.
Anfangs verursacht Prostatakrebs kaum Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome wie häufiger Harndrang in der Nacht oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen auf. Da die Beschwerden unspezifisch, also auf vielerlei Erkrankungen zurückzuführen sind, sollten sich Männer ab dem 45. Lebensjahr zur Vorsorge regelmäßig beim Urologen testen lassen, appelliert der Oberarzt. Blut im Urin sei aber ein deutliches Warnsignal.

Überprüft wird der PSA-Wert im Blut. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Enzym, das in der Vorsteherdrüse gebildet wird und für die Verflüssigung des Samens wichtig ist. Ein Anstieg des PSA-Wertes weist auf Erkrankungen der Prostata hin. „Aber nicht jeder erhöhte PSA-Wert bedeutet automatisch Krebs“, möchte Huzaifa Ahmed den Patienten Ängste nehmen. Bei einem größeren Sprung jedoch wurde bisher zur Klarstellung meist automatisch eine Biopsie beim Patienten durchgeführt. Nach einer Ultraschalluntersuchung wurden von verschiedenen Stellen der Prostata 12 bis 16 Proben entnommen.
Wenn der PSA-Wert sehr hoch ist, werde auch weiterhin auf diese Weise untersucht. Bei leicht erhöhten Werten gibt es hingegen mit der MRT-Fusionsprostatabiopsie eine moderne Methode, die weitaus effizienter und noch dazu für den Patienten schonender ist. Fusion deshalb, weil mit den MRT-Bildern die Konturen der Prostata auf ein Ultraschallbild übertragen und das Organ in verschiedenen Farben dargestellt wird. An diesen Farben erkennt der Urologe, ob es sich tatsächlich um ein Karzinom handelt.

„Bei der Biopsie bleibt immer das Risiko, ob man tatsächlich die Stellen trifft, wo Tumorzellen vermutet werden. Beim MRT wird die ganze Prostata abgebildet. Das Ergebnis ist damit viel genauer und bietet den Patienten mehr Sicherheit“, erklärt Oberarzt Huzaifa Ahmed. Die Auswertung erfolgt nach einem standardisierten Verfahren, der Pi-Rads-Klassifikation. Bei Stufe 3 betrage die Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms 18 Prozent, bei Stufe 5 hingegen 80 Prozent. Im Vergleich zur bisherigen Methode würden auf diese Weise 20 Prozent mehr Tumore gefunden. Andererseits könne man auch schneller Entwarnung geben. „Wenn der PSA-Wert nur leicht erhöht und das MRT ohne Befund ist, kann auf die Biopsie verzichtet werden“, sagt der Medizner.
Seit Anfang 2025 wird die MRT-Fusionsprostatabiopsie im Lausitzer Seenland Klinikum angeboten. Das erspart den Patienten weite Wege, etwa nach Cottbus oder Dresden. Bislang gilt das kombinierte bildgebende Verfahren aus Ultraschall und MRT als Empfehlung. „Ich gehe aber davon aus, dass es künftig zum Standard wird“, meint Huzaifa Ahmed. Für die Biopsie ist eine stationäre Aufnahme erforderlich; die MRT-Untersuchung erfolgt hingegen ambulant unter lokaler Betäubung und mit laufender Ultraschallüberwachung.

Von Prostatakrebs seien vorwiegend ältere Patienten betroffen. „Die Heilungschancen sind sehr hoch, wenn der Krebs rechtzeitig erkannt wird. Deshalb ist die Vorsorge so wichtig“, mahnt der Urologe erneut. Seit 2009 lebt der gebürtige Ägypter in Deutschland. Medizin sei schon sein Kindertraum gewesen. Ob er ihn selbst hatte oder sein Vater ihm das in den Kopf gesetzt hat, vermag er gar nicht mehr zu sagen. Studiert hat er jedenfalls ab 2012 in Hamburg, anschließend die Facharztausbildung an der Uniklinik in Halle gemacht sowie in Berlin beendet.
Eigentlich wollte Huzaifa Ahmed Chirurg werden, entschied sich dann aber für die Urologie. „Die Richtung hat mich begeistert, weil es ein interdisziplinäres Fach ist. Und nach inzwischen fast sieben Jahren bin ich immer noch total davon überzeugt“, meint er schmunzelnd. Operieren könne man als Urologe wie in der Chirurgie endoskopisch und robotisch, inzwischen auch in Hoyerswerda.

Seit September 2024 arbeitet Oberarzt Huzaifa Ahmed am Seenland Klinikum. Er sei hier sehr gut aufgenommen worden. „Da ich das EDV-System schon kannte, war ich vom ersten Tag an voll integriert. Ich kam mir nicht so fremd vor und habe mich schnell eingelebt“, erzählt er. Bereits in Berlin hatte er sich auf die MRT-Fusionsprostatabiopsie spezialisiert. So konnte er in Hoyerswerda sofort damit anfangen. Im Klinikum gilt er als Experte dafür. Außerdem steht er beinahe täglich vier bis fünf Stunden im OP. „Als junger Oberarzt habe ich noch viel zu lernen“, sagt der 35-Jährige.
Und er sagt auch, dass er für die Unterstützung durch Chefarzt Dr. med. Nasreldin Mohammed dankbar ist. Dieser sei schon an der Uniklinik in Halle sein Chef gewesen. Später in Berlin habe er durch ihn erstmals vom Klinikum in Hoyerswerda gehört und sei neugierig geworden. „Hoyerswerda ist eine kleine und niedliche Stadt“, findet Huzaifa Ahmed. Der Oberarzt pendelt von Berlin aus. Im Sommer wird er mit seiner Familie umziehen. Nach Cottbus, wegen des brandenburgischen Schulsystems, begründet der Vater zweier Kinder.