AHOY!

Mit Herz, Teamgeist und Tradition dabei sein

Marina Kossacks ehrenamtliches Engagement für Tracht, Tanz, sorbisches Brauchtum und die jüngere Generation stärkt das Dorfleben von Bröthen / Michalken nachhaltig.


von Korina Jenßen

Fotos: Gernot Menzel

Alle zwei Jahre wird in Hoyerswerda die „Martha“-Plastik vergeben, die bürgerschaftliches Engagement von Frauen würdigt und ins Sichtfeld rückt. Marina Kossack gehörte voriges Jahr zu den nominierten Frauen. Sie engagiert sich für und in der Sorbischen Tanz- und Trachtengruppe Bröthen e. V. Zwar konnte sie die „Martha“ nicht mit nach Hause nehmen, aber gefreut hat es sie schon, dass sie vorgeschlagen wurde.

Vor etwa 15 Jahren kam sie in den Verein, weil sie und ihr Ehemann das Tanzen zum Hobby haben und im Ortsteil Bröthen / Michalken zu Hause sind. „Da lag es nahe, sich dem Verein anzuschließen und mit Gleichgesinnten diesem Hobby nachzugehen“, erinnert sie sich. Auch heute noch gehören sie zu den fünf bis sechs aktiven älteren bzw. erwachsenen Tanzpaaren. Der Verein hat sich der Pflege und dem Erhalt alter sorbischer Tänze und Trachten verschrieben und unterhält die Heimatstube.

So gehört es auch zu den wichtigen Aufgaben, die Kinder und Jugendlichen des Dorfes daran heranzuführen, entsprechendes Wissen weiterzuvermitteln. Etwa 30 Kinder zählt der Verein. Sie üben sich in zwei Gruppen – für Kleine und Größere – in sorbischen Tänzen und gestalten Programme sowie Darbietungen für eigene dörfliche Feste und für Auftritte in der Region. Für sie alle ist Marina Kossack Ansprechpartnerin.

"Wie es dazu kam? Ganz einfach durch den Renteneintritt“, erzählt sie. Ehrenamtliches Engagement benötigt Zeit und mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben wurde sie gefragt, ob sie sich mehr in den Verein einbringen könnte. Das macht sie bis heute und in enger Zusammenarbeit mit Monika Zurek. Die Frauen sind ein eingespieltes Duo: Monika stammt aus einer sorbischen Familie und kennt sich mit den Trachten und ihrer Anzieh- und Tragekultur aus, Marina jedoch hat diese Wurzeln nicht und musste sich das Wissen zum sorbischen Brauchtum erlesen und erarbeiten.

Sie spricht auch kein Sorbisch, aber es ist ihr ein Herzensbedürfnis, Traditionen wie das Ostersingen oder das Zampern mitzugestalten. Beide Frauen sind sich einig, dass das Interesse der Jugend an Bräuchen und Trachten da ist, es manchmal nur eines kleinen Anstoßes bedarf, es tatsächlich auszuleben. Sie verstehen es, auf die Kinder einzugehen, proben mit ihnen geduldig Stücke und Tanzdarbietungen.

Aktuell wird für den Auftritt bei den Deutsch-Sorbischen Dorffestspielen Bröthen/ Michalken mit dem 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Bröthen geübt. Vom 15. bis zum 17. August findet das Fest auf dem Dorfplatz statt. Während der Samstag ganz im Zeichen der Feuerwehr und der Einweihung der neuen Einsatzfahrzeuge steht, ist der Sonntag durch Musik, Tanz, geselliges Beisammensein und viele Attraktionen für Groß und Klein geprägt.

Ab 14 Uhr wird die Sorbische Tanz- und Trachtengruppe Bröthen auftreten. Diesen Auftritt gestalten die Kindertanzgruppen, die Jugendtanzgruppe und weitere aktive Tanzpaare mit. Die Aufregung dafür steigt schon, schmunzelt Marina Kossack. Aber solche und weitere Auftritte schweißen zusammen, bestärken, prägen und sind das berühmte i-Tüpfelchen.

Gern erinnern sich die Mitglieder der Tanzgruppe zum Beispiel an zurückliegende Auftritte in Bunzlau, Texas oder Huittinen, aber auch an ein Fest in Bluno vor drei Jahren. „Es war so eine tolle Stimmung und gute Laune“, schwärmen Monika und Marina noch heute. Und so wundert es nicht, dass sich beide wünschen, dass sie gesund bleiben und dass es weitergeht mit der Tanz- und Trachtengruppe, den Kindern und den Auftritten.

So lange, wie es geht, mischen sie mit, aber inzwischen um die 70 Jahre alt, hoffen sie auch, dass jüngere Mitglieder mehr und mehr ihre Arbeiten und Funktionen übernehmen. „Nicht von jetzt auf gleich“, betont Marina Kossack, aber es muss im Blick bleiben, um die Kontinuität zu erhalten. Das ist in der verdichteten Arbeitswelt schwierig, wird jedoch leichter, wenn die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt wird. Nachwuchs und Kümmerer fehlen überall, manchmal bekommt man nicht genügend Tanzpaare für einen Auftritt zusammen.

Aber wenn man sich punktuell zusammenschließt, kann dies überbrückt werden. Wer sich einbringen möchte, aber nicht tanzen mag, wird als helfende Hand im Hintergrund benötigt. Das Training und die Auftritte sind das eine, aber die Trachten müssen ab und an gewaschen, gebügelt und repariert oder in Teilen nachgenäht werden. Zudem ist der Verein immer auf der Suche nach Trachten oder einzelnen Trachtenteilen. Einfach machen und Ausprobieren ist auch die Devise von Marina Kossack.

Aktiv war sie schon immer. Sie war Lehrerin für Sport und Biologie, hat viele Jahre Handball gespielt und trainierte die Kinder und Frauen beim Sportclub Hoyerswerda. Sie war Abteilungsleiterin beim Handball und ist heute noch dort beim Kampfgericht eingebunden. Langeweile gibt es bei ihr und ihrem Mann nicht. So ist Familie Kossack auch bei anderen Projekten dabei, zum Beispiel bei der Krabat-Saga in Schwarzkollm: Sie bedient mit, er hilft als Parkplatzeinweiser.

Foto: Ahoy

Für die Kinder der Sorbischen Tanz- und Trachtengruppe Bröthen können sich Marina Kossack und Monika Zurek kleinere Auftritte - oder besser Einsätze - vorstellen. Sie würden sich über Einladungen von anderen Kindergruppen und Kindereinrichtungen freuen. So könnte einerseits gemeinsam getanzt und andererseits sich gemeinsam der sorbischen Kultur genähert und Wissenswertes zu Bräuchen und Traditionen ausgetauscht werden. Das schafft Verständnis und Verbundenheit und macht vielleicht Lust, beim Training der Kinder im Bürgerhaus hineinzuschauen. Es findet ab 18. August wieder regulär jeden Montag alle zwei Wochen statt. Um 17:30 Uhr treffen sich die kleineren Kinder ab vier Jahren; um 18:30 Uhr die größeren Mädchen und Jungen im Grundschulalter.



Zurück