AHOY!

Ein selbstgeschaffener Ort

Ende der 1960er Jahre entstand in ehrenamtlicher Arbeit der Bevölkerung der Freizeitkomplex Ost. Dem Areal soll nun neues Leben eingehaucht und eine Zukunft gegeben werden.


von Juliane Mietzsch

Fotos: Gernot Menzel

Wer in Hoyerswerda aufwuchs, als die Stadt noch als die kinderreichste der gesamten DDR galt, wird unweigerlich Erinnerungen an den Freizeitkomplex Ost – besser bekannt als FKO – haben. Dieses Gefühl soll weitergetragen und lebendig gehalten werden. Denn erneut gibt es in Hoyerswerda einen Kommunalen Entwicklungsbeirat, der diesmal dieses Gelände sowie dessen Zustand und die sich daraus ergebenden Chancen in den Mittelpunkt stellt. Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, Lokalpolitik, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft kommen in diesem Rahmen zusammen, um Ideen und Wünsche in eine konkrete Konzeption zu überführen. Die ersten Schritte auf diesem Weg sind getan. Im Frühjahr 2026 soll dem Stadtrat ein Abschlussdokument samt Handlungsempfehlungen vorgelegt werden.

Für Lars Bauer, Geschäftsführer des Kreissportbundes Bautzen e. V. und selbst in Hoyerswerda aufgewachsen, war sofort klar, dass er sich an diesem Vorhaben beteiligen würde. Er kann dabei als Sprecher sowohl für den Vereins- als auch für den Freizeitsport auftreten, der maßgeblich zur Belebung des Areals beiträgt. Schließlich liegen an der Nieskyer Straße im Bereich des Sportforums der umzäunte Sportplatz, ein ehemaliger Kunstrasenplatz, eine Multifunktionsfläche sowie eine alte BMX-Strecke.

Doch das insgesamt etwa 15 Hektar große Areal im Osten der Stadt birgt noch weiteres Potenzial. Als Naherholungsgebiet in attraktiver Lage ist es für Familien mit Kindern, Jugendliche, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund und Sportlerinnen und Sportler der nahegelegenen Hoy-Reha ein Areal, das zum Aufenthalt einlädt. Gleichzeitig ist deutlich erkennbar, dass es Verbesserungsbedarf gibt, um das Gelände langfristig attraktiv und barrierefrei für verschiedene Nutzergruppen zu gestalten. KEB-Mitglied Sabine Daul befürwortet die gezielte, separate Auseinandersetzung mit dem FKO in dieser Tiefe ganz besonders. Schließlich hat sie schon zuvor im KEB zum „Grünen Saum“ mitgewirkt, bei dem der FKO als Maßnahme mit besonderer Priorität benannt wurde. Die letzte Aufwertung ist schließlich Mitte der 90er Jahre vonstattengegangen – liegt also 30 Jahre zurück.

Dass das Gelände samt seiner Ausstattung in die Jahre gekommen ist, steht unweigerlich fest, sagt Annette Krzok von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung, die die Arbeit des KEB vonseiten der Stadt begleitet. Nachdem im Dezember vergangenen Jahres durch den Stadtrat jener Beschluss gefasst wurde, der die Gründung eines neuen Entwicklungsbeirates ermöglichte, fand Anfang Februar eine Beteiligungsveranstaltung statt, die dazu diente, Erinnerungen und Ideen zu sammeln. Dem Aufruf folgten etwa 40 Interessierte vor Ort und 70 auf digitalem Weg – und damit war der Anfang gemacht. „Da ist uns die vielfältige Nutzung bewusst geworden“, denkt Lars Bauer zurück.

Bei der Beteiligungsveranstaltung gab es einen historischen Rückblick sowie Informationen zum rechtlichen und baulichen Stand der FKO-Liegenschaft. Es wurden auch Ziel und Auftrag des neuen Beirates vorgestellt. Im weiteren Verlauf kam der KEB zweimal zusammen, hat Ideen und Hinweise gesichtet sowie Möglichkeiten und Grenzen diskutiert. Und am 14. Juni wird es dann erneut eine öffentliche Beteiligungsveranstaltung geben, ergänzt durch die Möglichkeit, Meinungen über die Mitmach-Plattform der Stadt Hoyerswerda unter https://mitmachen.hoyerswerda.de/ einzubringen. Hier sollen der Zwischenstand vorgestellt und Rückmeldungen eingeholt werden. „Wir wollen wissen, ob wir auf dem richtigen Weg sind“, fasst Sabine Daul zusammen, die sich mehr Stimmen von der Jugend zu diesem Thema erhofft. Schließlich sollen die vielfältigen Nutzergruppen angehört und mitgenommen werden. Schon allein deshalb finden die Sitzungen stets im Gebiet statt. Schnell kann etwas vor Ort in Augenschein genommen oder Nutzerinnen und Nutzer zu ihrer Sicht befragt werden.

Ein besonderes Augenmerk liegt außerdem auf der großen Waldfläche, die etwa 50 Prozent des gesamten FKO-Areals einnimmt. Schließlich wurden bei der Entstehung einst 20.000 Bäume gepflanzt. Den Erhalt und die Nutzung zur Erholung wünscht sich der KEB ausdrücklich. Sabine Daul sieht nun die große Chance, Aufenthaltsbereiche zu schaffen, Wege zu erhalten und zu festigen, die derzeit nur als Trampelpfade existieren. Ein weiterer interessanter Bereich ist der mit Sitzterrassen angelegte Platz nördlich des Sportforums. Auch dafür gibt es bereits vage Vorstellungen …

Etwas konkreter sind die Anliegen, die die Sportstätten betreffen. Während das Stadion gut nutzbar und rege nachgefragt durch Kitas, Schulen und Unternehmen ist, sieht es nebenan schon anders aus. Den Zustand der anderen beiden Plätze beschreibt Lars Bauer als desolat. Das hält Freizeitsportlerinnen und -sportler augenscheinlich nicht ab, aber es kann viel für eine Verbesserung der Bedingungen getan werden. Zwar ist die Sanierung des Jahnstadions absehbar, aber Lars Bauer plädiert für den Erhalt einer Alternative. Selbst wenn der Trainings- und Wettbewerbsbetrieb dort konzentriert würde, vermutet er, dass die Kapazitäten an Trainingszeiten schnell ausgeschöpft sein könnten. Auch die Nähe zur Natur und die Lage am Stadtrand mit guter Anbindung sind für ihn Punkte, die dafür sprechen, in die Sportanlagen des FKO zu investieren.

Doch letztlich wird sich erst dann, wenn der KEB seine Arbeit beendet hat, zeigen, wie es konkret mit der Umsetzung der entwickelten Ideen weitergeht. Schließlich kommt es maßgeblich auf die Finanzierung an. Dass die Stadt Hoyerswerda sich derzeit in der Haushaltskonsolidierung befindet, ist dabei ein Aspekt. Mit konkreten Empfehlungen, die breite Zustimmung finden, lassen sich vielleicht einfacher Fördertöpfe oder Sponsoren finden, schaut Annette Krzok hoffnungsvoll in die Zukunft.



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