AHOY: Die Tagespflege als zweites Zuhause
Die AWO Lausitz bietet in der neuen Tagespflege „Gepflegt Wohnen“ noch freie Plätze. Das Angebot fördert Selbstständigkeit, Gemeinschaft und entlastet Angehörige.

Es ist 14 Uhr in der Tagespflege „Gepflegt Wohnen“ der AWO Lausitz in der Hoyerswerdaer Heinrich-Mann-Straße: Zeit für ein Brettspiel. In dem Raum wurden einige Tische zusammengestellt und Stühle drumherum positioniert. Der Tagesraum ist der zentrale Ort dieser Einrichtung. Es ist warm und es wirkt gemütlich – ähnlich einer großen Wohnküche. Drei ältere Herren sitzen in diesem Moment zwei jüngeren Damen gegenüber. Die drei sind die Gäste, die beiden sind die Mitarbeiterinnen.
In Sichtweite zum Tagesraum befindet sich das Dienstzimmer des Tagespflegepersonals und auch der Arbeitsplatz von Andrea Müller. Sie ist die Pflegedienstleiterin und Koordinatorin von zwei der drei Tagespflegeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt in Hoyerswerda. Auch Torsten Bessert ist vor Ort. Er ist der Bereichsleiter Pflege der AWO. „Wir haben inzwischen drei Tagespflegen in der Stadt“, sagt er. Neben der Tagespflege im „MediCare“ in der Thomas-Müntzer-Straße26d und der neuen im Objekt „Gepflegt Wohnen“ in der Heinrich-Mann-Straße 25 ist auch der einstige Pflegedienst Gawor seit Januar 2025 Teil der AWO Lausitz. Hier befindet sich die Tagespflege „Lebensfreude“ unter der Leitung von Silvana Syckor – mit einer Kapazität von 12 Plätzen.

Die Tagespflege im Objekt „Gepflegt Wohnen“ in Sichtweite zum Lausitzer Seenland Klinikum ist das neueste Angebot der AWO. Dort sind noch Plätze frei. „Die Tagespflege ist eine Art Bindeglied zwischen häuslicher und stationärer Pflege“, sagt Torsten Bessert. Ein großes Ziel sei, Fähigkeiten und Fertigkeiten der älteren Menschen zu fördern und zu erhalten, betont er, um somit ein Leben in der Häuslichkeit langfristig zu ermöglichen und stationäre Pflege herauszuzögern oder gar zu vermeiden.
Wer kann die Tagespflege nutzen? Anspruch auf Tagespflege haben Personen mit Pflegegrad 1 bis 5, die im häuslichen Umfeld leben und teilstationäre Betreuung benötigen. Personen mit Pflegegrad 1 könnten ausschließlich den Entlastungsbetrag einsetzen. „Durch unser Angebot werden pflegende Angehörige zeitweise entlastet“, sagt AWO-Bereichsleiter Bessert.
Von Montag bis Freitag, jeweils zwischen 8 und 16 Uhr, sind die Tagespflegen geöffnet. Die AWO Lausitz bietet an, das Angebot täglich oder tageweise zu nutzen – je nach Bedarf und Geldbeutel. Es sei möglich, betonen Torsten Bessert und Andrea Müller, einen Fahrdienst in Anspruch zu nehmen, der die Betreuten morgens von zu Hause abholt und sie am Nachmittag wieder nach Hause zurückbringt. Dieser Service werde nicht nur innerhalb Hoyerswerdas genutzt, sondern in einem Radius von etwa 15 Kilometern, heißt es.

Eines ist den Mitarbeitern, die zwischen Montag und Freitag ältere Menschen betreuen, klar: „Wir sind hier kein Kindergarten. Wir haben es mit erwachsenen Menschen mit unterschiedlichsten, oft beeindruckenden Biografien zu tun“, betont Torsten Bessert. Jeder Gast wird mit seinen individuellen Bedürfnissen, Interessen oder auch Abneigungen angenommen. Die stets anwesenden Pflegefachkräfte unterstützen und beraten die Gäste zu gesundheitlichen Risiken professionell. Engagierte Pflegehilfskräfte begleiten die Gäste bei hauswirtschaftlichen, pflegerischen sowie betreuerischen Aktivitäten. Ausgebildete Alltagsbetreuer bieten niveauvolle und abwechslungsreiche Betreuung an, die sich an den Interessen der Gäste orientieren, tagesaktuelle oder jahreszeitliche Highlights einbindet. Dabei werden vorhandene Ressourcen der Gäste erkannt, genutzt und gestärkt.
Was das bedeuten kann: Das sind nicht nur Spielenachmittage und monatliche Feiern. „Es ist gut, wenn jemand noch Kartoffeln schälen kann“, sagt Torsten Bessert. „Das ist bestes Training, um kognitive wie feinmotorische Fähigkeiten zu fördern und langfristig zu erhalten.“ Auch auf andere Weise versuchen die Mitarbeiter, die Gäste der Tagespflege aktiv einzubinden – sei es beim Salat zubereiten oder beim Kuchen backen. Viele Aktionen würden dankend angenommen. Sie seien in der Regel ein Ausscheren aus dem Alltag, denn der Alltag in der Häuslichkeit ist oft geprägt von Einschränkungen aufgrund gesundheitlicher Defizite, Einsamkeit oder gar Spannungen, wenn man z. B. an den schwierigen Umgang gerontopsychiatrischen Erkrankungen wie Demenz, Depression o. ä. denkt.

In der Tagespflege im Hoyerswerdaer WK III gibt es einen klaren Tagesablauf: Die Gäste kommen gegen 8 Uhr. Der erste Höhepunkt ist das gemeinsame Frühstück. „Wir fragen jeden Gast, welche Vorlieben er hinsichtlich des Frühstücks, aber auch der anderen Mahlzeiten hat und was er nicht mag“, sagt Andrea Müller. Dementsprechend werde aufgetischt: Der Kaffee wird frisch gekocht, es duftet entsprechend und soweit gewünscht auch nach aufgebackenen Brötchen. Zwischen 8.30 und 9.15 Uhr ist Zeit zum Essen. Anschließend wird – soweit möglich – gemeinsam abgeräumt. Dann folgen die Zeitungsschau und das Besprechen des weiteren Tagesablaufs. Die Verantwortlichen legen viel Wert auf Transparenz – die Tagesstruktur ist stets ausgehangen.
Um das neue AWO-Gebäude zwischen Heinrich-Mann-Straße und Erich-Weinert-Straße gibt es Platz zum Frische-Luft-Schnappen. Das ist den Tagespflege-Verantwortlichen wichtig. Ihre Gäste sollen nicht nur im Gebäude sein, sondern auch draußen. Also ist am späten Vormittag die Zeit für einen Spaziergang oder gymnastische Übungen. Bei Bedarf seien Rollatoren und Rollstühle dabei. Neben dem Garten werde zudem die große Terrasse am Tagesraum genutzt. Wer eine Ruhepause benötigt, bekomme jedoch auch die. In allen Tagespflegen stehen gemütliche Ruheräume zur Verfügung. Für jeden Gast wird ein multifunktionaler, bequemer und sicherer Ruhesessel vorgehalten. Für Gäste mit starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder gar Schmerzen stehen zum Ausruhen Pflegebetten bereit.

Gegen 11.30 Uhr ist Mittagszeit – es kann aus zwei Gerichten ausgewählt werden. Anschließend heißt es „Kraft tanken“ bei einer individuellen Mittagspause. Wer nicht ruhen möchte, kann mit anderen reden oder Gesellschaftsspiele spielen. Direkt am Tagesraum gibt es eine Multimedia-Ecke mit großem Bildschirm, der gleichzeitig als PC genutzt werden kann. Die gesamte Tagespflege verfügt über WLAN, weil immer mehr Kunden dies so wünschen.
Gegen 14.45 Uhr steht Vesper mit Kaffee auf dem Programm – für viele ein festes Ritual. Auch dem trägt die Tagespflege Rechnung – bevor sich der Tag in der Einrichtung ab etwa 15.15 Uhr langsam dem Ende nähert. Etliche Gäste nutzen den Fahrdienst und werden nach und nach zu Hause abgesetzt. „Wir merken deutlich, dass vielen Gästen der regelmäßige Besuch bei uns hilft“, sagt AWO-Bereichsleiter Torsten Bessert. Das beträfe sowohl Koordination und Motorik als auch Körper, Geist und Seele. Die Botschaft lautet: Probieren Sie es aus – zum Beispiel im Rahmen eines Schnuppertages!
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