AHOY!
Schutz. Vertrauen. Neubeginn - Gegen das Schweigen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Opferhilfe informieren, unterstützen oder begleiten – je nach Bedarf.

Manchmal verändert sich das Leben von einem Moment auf den anderen. Eine Straftat zu erleben – sei es selbst oder als dem Opfer nahestehender Mensch – reißt viele aus dem gewohnten Alltag. Plötzlich ist da Angst. Wut. Scham. Ohnmacht. Und vor allem: viele Fragen. Was passiert jetzt mit mir? Wem kann ich mich anvertrauen? Was, wenn der Täter, die Täterin aus dem eigenen Umfeld kommt? Wie schütze ich mein Kind, meine Familie – mich selbst?
In solchen Momenten ist es wichtig, nicht allein zu bleiben. Die Fachberatungsstelle des Opferhilfe Sachsen e. V. in Bautzen – mit Angeboten auch in Hoyerswerda – ist ein Ort, an dem Betroffene gehört werden. Ein Ort, an dem niemand erklären oder rechtfertigen muss, was geschehen ist. Hier zählt, wie es einem geht – und was man jetzt braucht.

Das Angebot richtet sich an alle: Kinder, Jugendliche, Erwachsene. An Menschen, die Gewalt erlebt oder beobachtet haben. An Eltern, die sich Sorgen machen. An Freunde, Lehrkräfte, Erzieher und Erzieherinnen. Besonders häufig geht es um sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen – ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt, aber tiefe Spuren hinterlässt. Doch auch bei anderen Formen von Gewalt – körperlich, seelisch, häuslich – ist das Team des Opferhilfe Sachsen e.V. da.
Der erste Schritt ist oft schwer. Ein Anruf, eine E-Mail – mehr braucht es nicht, um Hilfe zu bekommen. In der ersten Beratung geht es nicht darum, alles zu erzählen. Es geht darum, anzukommen. Vertrauen zu fassen. Und zu spüren: Ich bin nicht allein. Gemeinsam wird geschaut, was entlastet, was stärkt, was als nächstes möglich ist. Niemand wird gedrängt. Alles geschieht im eigenen Tempo.

Die Beraterinnen und Berater begleiten auf Wunsch auch zur Polizei oder ins Gericht. Sie erklären, was im Strafverfahren passiert, und stehen zur Seite – mit Zeit, Verständnis und Erfahrung. Wenn nötig, vermitteln sie weiter an Therapeuten, Anwälte oder andere Fachstellen. Immer mit dem Ziel, Halt zu geben und Wege aufzuzeigen.
Dass es dieses Angebot gibt, ist kein Zufall. Der Verein wurde gegründet, um Betroffenen eine Stimme zu geben – in einer Welt, in der oft nur auf Täter oder Täterinnen geschaut wird. Und die Zahlen zeigen: Immer mehr Menschen trauen sich, Hilfe zu suchen. Allein 2024 wandten sich über 400 Personen an die Beratungsstelle in Bautzen. Hinter jeder Zahl steht eine Geschichte. Ein Mensch. Ein Neuanfang.

Noch immer suchen vor allem Frauen Hilfe – doch man sieht, dass auch immer mehr Männer den Mut finden, sich zu öffnen. Dabei erleben gerade sie besonders häufig Gewalt, schweigen aber oft aus Scham oder Angst. Hilfe anzunehmen ist für alle ein großer Schritt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir über Gewalt sprechen, aufklären und zeigen: Du bist nicht allein. Gewalt geschieht nicht irgendwo weit weg – sie passiert mitten unter uns, oft im engsten Umfeld. Und sie darf kein Tabuthema mehr sein.
Gerade junge Menschen sind heute besonders gefährdet, sexualisierte Gewalt zu erleben – nicht nur im realen Leben, sondern auch digital. Ein Bild ist schnell geteilt, ein übergriffiger Kommentar schnell geschrieben. Vieles wird verharmlost oder gar nicht erst erkannt. Umso wichtiger ist es, dass Eltern und Kinder offen miteinander reden. Vertrauen, Zuhören, Fehlerfreundlichkeit – das sind die Grundlagen, damit Kinder sich anvertrauen können, bevor etwas passiert. Und erst recht, wenn etwas passiert ist.

Der Opferhilfe Sachsen e. V. setzt auf Aufklärung, Vernetzung und Sichtbarkeit. Mit Aktionen wie „Hoffnungsschimmer“, Fortbildungen und Schulprojekten wird Gewalt sichtbar gemacht – und Wege aus dem Schweigen gezeigt. Denn wer Gewalt verdrängt, trägt sie oft lange mit sich herum. Die Folgen können das ganze Leben betreffen: Beziehungen, Gesundheit, Schule, Arbeit. Besonders bei Kindern und Jugendlichen kann das tiefe Spuren hinterlassen.
Wer helfen will, kann viel tun: Mitglied werden, spenden, Veranstaltungen besuchen – oder einfach im Alltag aufmerksam sein. Hinhören. Hinsehen. Und für andere da sein. Denn oftmals beginnt Hilfe mit einem offenen Ohr.
Wie kann man den Opferhilfe Sachsen e.V. unterstützen?
Besuchen Veranstaltungen im Rahmen der Aktion Hoffnungsschimmer! Auch in diesem Jahr sind wieder Lichteraktionen geplant, um auf die Themen von Betroffenen aufmerksam zu machen. Eine davon wird am 13.11.2025 in Hoyerswerda stattfinden. Konkret unterstützen können Sie den Verein mit einer Spende oder ganz gezielt das neue Projekt der traumapädagogischen Kindergruppe „Überlebenskünstler“ für gewaltbetroffene Kinder. Nähere Informationen dazu finden Sie auf der Website oder unter Die Überlebenskünstler - Viele schaffen mehr.