Von Angela Donath
„In der Nacht vom 22. zum 23. September brach im vierten Obergeschoss eines Wohnblocks in der Bautzener Allee in Hoyerswerda ein Brand aus. Ein 29- und ein 52-jähriger Bewohner wurden leicht verletzt, sie konnten vor Ort behandelt werden. 33 Bewohner und Bewohnerinnen mussten kurzfristig evakuiert werden. Zwei Wohnungen sind auf absehbare Zeit nicht bewohnbar. Die Brandursache konnte noch nicht abschließend ermittelt werden.“
So oder ähnlich war es Ende September in unseren regionalen Medien zu lesen oder zu hören; und solche Meldungen sind leider nicht selten. Wir halten dann meist kurz inne und denken: „Gott sei Dank sind keine Menschenleben zu beklagen.“ Dann geht es meist schnell wieder zur Tagesordnung über.

Enrico Hirth ist Mitarbeiter der Wohnungsgesellschaft mbH Hoyerswerda (WH). Sein Aufgabengebiet umfasst die Grundstücksverwaltung und -entwicklung, darüber hinaus ist er Brandschutzbeauftragter im Unternehmen und als solcher verantwortlich für den präventiven Feuerschutz. Seine Aufgaben reichen von der Überprüfung von Brandschutzmaßnahmen im Unternehmen selbst und in den Wohnhäusern bis hin zur Schulung der Mitarbeiter. Er berät und begleitet die Geschäftsführung bei allen Baumaßnahmen und macht auf mögliche Mängel aufmerksam.
Für die Sicherheit der Mieter
Er tut das ähnlich wie der TÜV, der auf Mängel im Auto hinweist, die dann abgestellt werden müssen. Die Bestellung eines Brandschutzbeauftragten ist für jeden Unternehmer Pflicht, wenn wichtige Gründe, wie zum Beispiel baurechtliche Vorgaben oder zum Arbeitsschutz vorliegen und in großen Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben und wichtig für die Sicherheit aller Mitarbeiter. Im Falle eines Wohnungsunternehmens steht natürlich vor allem auch die Sicherheit der Mieter im Focus.

Enrico Hirth kann nach einem Wohnungsbrand nicht so schnell zur Tagesordnung übergehen. Er prüft, ob das Ereignis vermeidbar gewesen wäre und ob das Unternehmen alles Vorhersehbare unternommen hatte, um die Sicherheit der Mieter zu gewährleisten. Er weiß, welch schreckliche Folgen sich aus einem kleinen Brandherd entwickeln können und wie schnell das geht. Er verweist auf einen Großbrand, der die Stadt Essen und ganz NRW im Februar 2022 erschütterte: In einem Wohnkomplex brannten 35 Wohnungen aus, sie wurden komplett zerstört. Wie durch ein Wunder wurden bei dem Brand, den Beobachter als „Inferno“ beschrieben, nur drei Menschen durch Rauchvergiftungen verletzt. Die Schadenssumme lag in zweistelliger Millionenhöhe. Die Brandursache konnte nicht ermittelt werden. 128 Menschen verloren ihr Zuhause.
Schnell sehr große Hitze
„Solche Brände entstehen oft durch Unachtsamkeit“, sagt Herr Hirth. Als Beispiel dafür nennt er die Zigarettenkippe, die zwischen die Kissen, die Polstermöbel oder auf den Teppich geraten ist. Vielleicht war der Raucher zu müde, manchmal war auch Alkohol im Spiel. „Bis sich ein Kissen oder das Polster durch eine Kippe entzündet, kann einige Zeit vergehen. Dann aber braucht es ungefähr so lange wie der Wetterbericht oder ein Werbespot im Fernsehen dauert, bis sich ein Brand ausbreitet. Schnell ist die Hitze so groß, dass ein Raum nicht mehr betreten werden kann, zudem entwickeln sich hochgiftige Gase“, weiß der Experte.

Was man bei der Wohnungsgesellschaft unternimmt, um solche Szenarien zu verhindern, wollte AHOY wissen; und die Antworten sind vielfältig. Im Unternehmen selbst wird beispielsweise alles, was sich in den Gängen oder Treppenhäusern befindet, auf mögliche Brandlasten untersucht. Informationstafeln beispielsweise dürfen nicht brennbar sein, ebenso wenig Bilder an den Wänden. „Ja, Bilder und Dekoration in Gemeinschaftseinrichtungen sind überhaupt so eine Sache“, sagt Enrico Hirth, und er lächelt. „Manche sprechen bei leeren Wänden von Tristesse. Aber was ich persönlich schön finde, muss meinen Kollegen oder den Mitbewohnern noch lange nicht gefallen! Also: weglassen, vielleicht nicht nur aus Brandschutzgründen.“
Rettungswege müssen frei bleiben
Weggelassen werden muss ebenso der große Schuhschrank im Treppenhaus. Auch, wenn der vielleicht nicht brennbar ist, weil aus Metall, kann er eine notwendige schnelle Türöffnung verhindern oder die Rettungswege verstellen. Das gilt nicht nur im Brandfall, das gilt beispielsweise auch für notwendige Krankentransporte. 90 cm breit müssen die Rettungswege mindestens sein. Schon der im Treppenhaus abgestellte Kinderwagen oder der Rollator kann problematisch sein.

„Regelmäßig führen wir in den Wohnhäusern Kontrollen durch. Das geschieht nicht aus Schikane, das machen wir im Interesse der Sicherheit unserer Mieter. In Hochhäusern werden die Kontrollen monatlich von den Hausmeistern oder geschultem Personal durchgeführt. Und oft weisen wir in unserer Mieterzeitung auf Gefahren und mögliche Gefahrenquellen hin. Beispielsweise auch auf die Mehrfachsteckdosen in den Küchen. Die kommen bereits an ihre Grenzen, wenn Wasserkocher und Kaffeemaschine gleichzeitig arbeiten. Das wird oft unterschätzt, aber auch dadurch können Brände entstehen“, sagt der Brandschutzbeauftragte.
Jetzt, im Herbst, wo es früher dunkel wird, sind Kerzen in den Wohnungen sehr beliebt. Sie strahlen mit ihrem warmen Licht Ruhe und Gemütlichkeit aus. In wenigen Woche beginnt die Adventszeit, dann funkelt und leuchtet es überall. Ein Gespräch mit Enrico Hirth regt dazu an, über LED-Kerzen nachzudenken. Es gibt diese auch in schön – sicherer sind sie allemal.
Hier ist noch ein interessanter Film zum Thema, auf den Enrico Hirth aufmerksam gemacht hat:
Hoyerswerda ist eine Stadt voller Dynamik und Wandel. AHOY berichtet darüber und erzählt Geschichten, die bewegen. Und ermöglicht so nicht nur einen Einblick in persönliche Lebens- und Gedankenwelten, sondern öffnet auch die Türen von städtischen und privaten Unternehmen für spannende Blicke hinter die Kulissen.