Lars Hempel – ein Teichwirt in dritter Generation

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Man sieht Teichwirt Lars Hempel.
Foto: Andreas Kirschke

Milkel. Unverzichtbar ist ihr Beitrag. Fischwirte bewahren und pflegen durch Bewirtschaftung der Teiche, Wege und Wiesen die Lausitzer Kulturlandschaft. Sie erzeugen naturnahe, regionale, frische Produkte. In Milkel führt Teichwirt Lars Hempel den Familienbetrieb in dritter Generation. Über die Ernte 2025, Bedingungen, Vorurteile, Probleme und die Zukunft sprach Andreas Kirschke anlässlich der Lausitzer Fischwochen mit dem Teichwirt.

Herr Hempel, ist 2025 ein gutes Fisch-Erntejahr?

Ja. Eine gute Ernte zeichnet sich ab. Im Frühjahr, vor allem im April, Mai kämpften wir mit der Trockenheit. In einigen Teichen wurde nicht der notwendige, vollständige Wasserstand erreicht. Wir haben nur den Zufluss durch die Lomschanke und andere kleine Gräben. Froh bin ich über die gefallenen Niederschläge im Juli, August. Das reichte jedoch noch nicht. Trotz allem sind die Fische gut gewachsen.

Wie umfänglich ist Ihre Teichwirtschaft?

Wir bewirtschaften 260 Hektar Fläche mit 28 Teichen. Rund 50 Prozent sind unser Eigentum; 50 Prozent sind Pacht. Der größte Teich, der Raudener Großteich, erstreckt sich auf 52 Hektar Fläche. Der kleinste Teich, der Torfstich bei Rauden, umfasst nur ein Hektar Fläche. Außer dem Lausitzer Karpfen leben in unseren Teichen Arten wie Hecht, Schlei, Wels, Barsch und Weißfisch.

Welchen Weg durchleben die Karpfen bis zur Reife?

Ende Mai werden die Laichkarpfen in sogenannte Dubischteiche ausgesetzt, dort laichen die Karpfen natürlich ab. Von dort kommt die Karpfenbrut in vorbereitete Brut-Teiche. Dort verbleibt sie bis Herbst. Dann folgt das Abfischen. Die Karpfen, auch einsömmrige Karpfen genannt, kommen in den Winter-Teich. Dort ist stets frischer Zufluss gesichert. Im Frühjahr wird wieder abgefischt und in andere Teiche umgesetzt. Die Karpfen wachsen dort in ihrem zweiten Sommer. Sie kommen dann ab Herbst in den Winterteich. Im Frühjahr entnehmen wir sie wieder. Wir setzen sie um in den sogenannten Abwachsteich. Nach dem dritten Sommer sind die Karpfen reif als Speisefisch zum Ernten und zum Verkauf. Unser „Brotfisch“ ist der Lausitzer Spiegelkarpfen.

Was zeichnet gerade den Lausitzer Spiegelkarpfen aus?

Seine Regionalität und seine reiche Geschichte. Gerade der Karpfen prägt die Identität der Region. Seit Jahrhunderten züchten Teichwirte in der Lausitz Karpfen. Prägend ist die natürliche Fütterung. Wir in Milkel zum Beispiel füttern nur mit Weizen und Mais-Schrot von der Heidefarm Sdier – ohne jegliche chemische und künstliche Zusätze.

Wie groß ist Ihr Betrieb?

Wir sind zu viert. Meine Mutter Annegret Hempel erledigt die Buchhaltung. Meine Frau Annett arbeitet stundenweise im Betrieb mit. Fester Mitarbeiter ist Frank Schulze. Ich bin Geschäftsführer. Zu unserer Teichwirtschaft gehören zwei Ferienwohnungen. Sie sind vor allem für den Sommer wichtig. Wir hätten sonst nur wenige Einnahmen. Die Ferienwohnungen werden gut angenommen. Die Urlauber kommen aus ganz Deutschland und sogar bis aus den Niederlanden.

Man sieht Lars Hempel mit seiner Mutter Annegret, mit seiner Frau Annett und mit Tochter Pia.
Lars Hempel ist Teichwirt in dritter Generation. Das Foto zeigt ihn mit seiner Mutter Annegret, mit seiner Frau Annett und mit Tochter Pia. Foto: MGO / Lars Kegel

Sie sprachen von einer sich abzeichnenden guten Ernte 2025. Wie vermarkten Sie den Fisch?

Durch den Hofladen. Von Oktober bis April öffnet er samstags 8-12 Uhr oder nach Vereinbarung. Der Hauptteil unserer Ernte geht in den Großhandel. Viel Fisch verkaufen wir im Raum Nürnberg und in Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben auch polnische Kunden im Raum Zgorzelec an der Grenze. Gerade im Raum Nürnberg lebt noch eine starke Verbundenheit zum Fischverzehr. Viele Gasthäuser bieten Fischgerichte an. Der Karpfen wird wertgeschätzt.

Und in der Lausitz? Wie steht es um die Wertschätzung?

Sie ist leider viel zu gering. Viele Gaststätten bieten auf der Speisekarte Pangasius, Zander, Forelle an. Doch wo bleibt Fisch aus der Lausitz? Ich habe unzählige Gaststätten in der Region angeschrieben. Das Echo war null. Das stimmt mich traurig. Gerade für Gaststätten, Hotels, Großküchen, Kantinen in Firmen wäre doch der Lausitzer Spiegelkarpfen eine Bereicherung. Der Weihnachtsmarkt 2024 in Bautzen zeigte, wie es gehen kann. Dort gab es Karpfen-Chips – panierte, knusprige, gebratene Karpfenstreifen. Das kam gut an.

Immer wieder ist von neuen invasiven fremden Arten zu hören. Trifft das auch auf die Lausitzer Teiche und ihre Fische zu?

Ja. Da gibt es neue, invasive Arten wie Sonnenbarsch, Blaubandbärbling und Zwergwels. Sie erschweren den heimischen Arten das Leben. Sie sind eine echte Nahrungskonkurrenz. Diese Arten einzudämmen, ist fast aussichtslos. Man kann sie nur beim Abfischen mit fangen und dann möglichst aussortieren.

Welche Schäden verursacht der Kormoran?

Das sind immense Schäden. Jeder Kormoran frisst am Tag rund 500 Gramm Fisch. Da kommt einiges zusammen. Durch seinen giftigen Kot gehen Bäume ein. Eine Schar Kormorane kann fast einen ganzen Teich leer fressen. Diejenigen Fische, die der Kormoran nicht frisst, sind oft so verletzt, dass sie entweder verenden oder mit ihren Verletzungen weiterleben müssen.

Wie können die Teichwirte reagieren?

Fakt ist: die Teichwirte dürfen den Kormoran bejagen und schießen. Das ist jedoch teuer und braucht viel Zeit. In unserer Teichwirtschaft gibt es einige Schuss-Anlagen zur Abschreckung.

Sorgen bereitet ebenfalls der Biber?

Stimmt. Er schafft es immer wieder, Gräben, Zuläufe und Abläufe zuzubauen. Wir brauchen dringend eine Lösung durch den Freistaat. Meiner Meinung nach hilft nur gezielte Entnahme der Tiere. Man muss dann entscheiden, was wichtiger ist: der Biber oder der Erhalt des jeweiligen Teiches als Teil der Lausitzer Kulturlandschaft.

Insofern sind Sie nicht nur Teichwirt & Fischwirt, sondern auch Landschaftspfleger, Wegewart und Förster?

Ja. Die Kulturlandschaft zu bewahren und zu pflegen, ist für mich Herzenssache. Dazu gehört nicht nur der Schilf-Schnitt, die Entschlammung der Teiche und die Pflege am Waldrand. Es geht auch um die Wege. Spaziergänger und Radfahrer finden einen Mehrwert vor, wenn sie durch eine gepflegte Teichlandschaft wandern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Teichwirtschaft Milkel?

Unsere Teichwirtschaft soll als Familienbetrieb bestehen bleiben. Ich hoffe langfristig auf einen Nachfolger. Meine Tochter Pia hilft tatkräftig mit. Sie wird jedoch einen anderen Weg einschlagen.

Herzlichen Dank für das spannende Gespräch.

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