Jan Henryk Dąbrowski – Der vergessene Held Hoyerswerdas

Man sieht ein Gemälde von Jan Henryk Dabrowski.
Quelle: Museum Wojska Polskiego

Wenn Konrad Zuse der Hoyerswerdaer ist, der den Computer erfand, und Brigitte Reimann sowie Gerhard Gundermann jene sind, die es zu höchsten künstlerischen Ehren brachten, dann ist Jan Henryk Dąbrowski der Hoyerswerdaer, dem ein ganzes Land huldigt. „Den kennt in Polen jedes Kind – als Befreier, als guten General“, sagt Andrzej Serwecinski vom Deutsch-Polnischen Infobüro in der Altstadt. Nur: In Hoyerswerda wusste bis 2016 kaum jemand von seiner Verbindung zur Stadt.

Darauf gestoßen ist Uwe Proksch, Geschäftsführer der KulturFabrik – und zwar beim Fernsehen. Während der damaligen Fußball-Europameisterschaft sah er ein Spiel der polnischen Nationalmannschaft und ließ sich, wie gewohnt, per Videotext die Hymne übersetzen. Es war das vielzitierte „Noch ist Polen nicht verloren“, in dem Dąbrowski eine zentrale Rolle spielt. Neugierig geworden, schaute Proksch bei Wikipedia nach – und stieß auf die überraschende Information: „Dąbrowski wuchs in Hoyerswerda als Sohn des kursächsischen Obersten Johann Michael Dąbrowski auf.“

Doch stimmt das? Im Internet kann bekanntlich jeder alles schreiben. Andrzej Serwecinski wollte es genau wissen – und bat seine Schwester in Wieruszów um Hilfe. In der dortigen Bibliothek fand sie Jan Pachońskis Biografie „Generał Jan Henryk Dąbrowski – 1755–1818“. Die bestätigt: 1766 verließ der elfjährige Jan Henryk seinen Heimatort Pierzchowice bei Kraków, um zu seinem Vater nach Hoyerswerda zu ziehen. Der diente hier als Soldat im Auftrag des Kurfürsten und späteren Königs Friedrich August III.

Das Buch berichtet weiter, dass der Junge bei einer Familie Vogel lebte und unter den Fittichen eines Generals Lestocq Reiten, Fechten und Schießen lernte. Der Name Lestocq findet sich heute noch in der Johanneskirche – auf dem Grabstein von Augusta Johanne Friederique Auenmüller, geborene Lestocq. Vermutlich war der General ein Verwandter. Dąbrowski besuchte später die Oberschule in Kamenz und lernte 1776 in Neschwitz seine Frau kennen. Zu diesem Zeitpunkt diente er bereits in der sächsischen Armee. Doch wie kam er in die Hymne?

Das hängt mit der zweiten polnischen Teilung 1793 zusammen. In Italien organisierte Dąbrowski polnische Freiwilligenverbände zur Rückeroberung verlorener Gebiete. „Er ist gescheitert“, sagt Serwecinski. Polen sollte erst 1918 wieder entstehen. Dąbrowskis Soldaten dienten Napoleon als Fremdenlegion – und so nahm er auch am Feldzug 1813 teil. Es ist gut möglich, dass er damals in Hoyerswerda war, als Napoleon im Schloss speiste.

Dass Dąbrowski in der polnischen Hymne verewigt wurde, verdankt er dem Politiker Józef Wybicki. Der schrieb 1797 das „Lied der polnischen Legionen“. Seit 1927 ist die sogenannte Dąbrowski-Masurka offizielle Nationalhymne Polens.

M. Kolodziej

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